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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 32

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
32 Das Christenthum unter den Germanen und Slaven. nannt, der berühmteste Musiker; der andere piperis granum, Pfeffer- korn, wegen seiner Strenge so geheißen, ausgezeichnet als Arzt; der dritte Labeo, der Dicklippige, dessen Uebersetzungen ein deutscher Sprach- schatz sind), mehrere Eckeharde u. s. w.; ausgezeichnet durch Wissenschaft und Kunstgeschmack war auch Bischof Salomo Hl. von Konstanz, zu- gleich Abt von St. Gallen. Die Schulzucht war sehr streng und die Ruthe wurde nicht gespart. Es mag auch wohl nothwendig gewesen sein; denn die Knaben, welche auf dem elterlichen Hofe unter dem Gesinde aufwuchsen, mit Jagdhunden, Stoßvögeln und Rossen am frühesten um- gehen lernten, mochten sich wohl schwer auf die Schulbänke und in eine genaue Ordnung fügen. Ein solcher Zögling zündete einmal das Stift an, als er auf den Dachboden nach Ruthen geschickt wurde. Dieses Kloster und andere sz. B. Reichenau, Fulda, Korvei, Prüm, Münster, Lützel, Weißenburg, Kremsmünster, St. Florian, Benedikt- beuern re.) waren die Bildungsstätten, aus denen die tüchtigsten Geist- lichen und Bischöfe hervorgingen. In ihnen erhielt sich die Liebe zur Wissenschaft, und ihnen verdanken wir es größtentheils, daß uns nicht alle Bücher der Alten verloren gegangen sind. Nach und nach entstanden noch viele andere Klöster, auch solche von anderen Orden und anderer Bestimmung, Männer- und Frauenklöster. Das Besitzthum aller Klöster mehrte sich mit der Zeit und zwar aus sehr verschiedenen Gründen. Der erste und wichtigste ist dieser: Viele Men- schen hatten in jener Zeit den festen Glauben, daß es ein Gott wohl- gefälliges Werk sei, ein Kloster zu stiften oder zu unterstützen, damit ein Ort weiter sei auf der Welt, wo Tag und Nacht Gebet und Lob- gesang zu Gott emporsteige. Andere stifteten um Uebelthaten zu sühnen, welche sie selbst oder ihre Angehörigen begangen hatten. Ferner gingen viele Leute in die Klöster und brachten Gut mit, andere aber vermach- ten dorthin mit der Bedingung, daß jedem ihrer Nachkommen das un- bestreitbare Recht zustehe, in das Kloster einzutreten; für solche war demnach das Kloster eine Versorgungsanstalt. Viertens: Viele Freie, die sich vor der Gewaltthätigkeit der Mächtigen fürchteten, begaben sich unter den Schirm von Stiften, indem sie an dieselben gern einen mä- ßigen Zins abtrugen; unter dem Krummstab ist gut wohnen, hieß das alte Sprichwort. Dadurch wurden die Stifte Herrschaften, die Aebte Herren über Land und Leute; sie mehrten ihr Gut auch durch Kauf, während viele Adelige verdarben. So brachten es die Zeitverhältnisse mit sich, und wer es den Klöstern zum Vorwurf macht, daß sie große Grundbesitzer wurden, der verargt ihnen, daß sie überhaupt existiert und eine große Aufgabe in der Christenheit übernommen und gelöst haben.
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