1857 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Pipin König der Franken. St. Bonifacius, der Apostel Deutschlands. 53
Franken angesiedelt; dasselbe geschah nach der Besiegung der Thüringer
durch Dietrich im südlichen Thüringen, und Pipin verstärkte die im
nördlichen Alemannien angeseffenen Franken, indem er diesen die Güter
geächteter Alemannen anwies oder die zu seinen Händen konfiscierten
mit fränkischen Meiern besetzte; — so bildete sich ein Franken diesseits
des Rheins, welches vom mittleren Neckar bis an die Saale und den
Main entlang bis an das Fichtelgebirge reichte.
Pipin König der Franken (Marz 752).
Nachdem Pipin seine gefährlichsten Gegner niedergeworfen hatte,
fand er es gerathen nicht länger im Namen eines Merowingers zu
herrschen; dazu bewog ihn nicht allein die gänzliche Verkommenheit des
königlichen Geschlechts, sondern mehr noch die Gefahr, mit welcher die
Fortdauer des königlichen Namens in dem Hause der Merowinger den
regierenden Hausmeier und die Ruhe des Reichs bedrohte; denn un-
ruhige Große und nicht weniger unterworfene Völker, wie die Ale-
mannen, Aquitanier und Burgunder, erhoben sich gegen Pipin oder
drohten es zu thun, indem sie nur der unrechtmäßigen Gewalt des
Hausmeiers, nicht dem Könige der Franken zu widerstreben Vorgaben.
Bevor Pipin den entscheidenden Schritt that, ließ er 751 bei dem
Papste Zacharias anfragen, ob es recht sei, daß der, welcher unthätig
zu Hause sitze, König heiße, oder ob dieser Name nicht vielmehr dem-
jenigen gebühre, welcher alle Sorgen und Gefahren des Regenten
trage? Der Papst gab die erwünschte Antwort, worauf Pipin die
Franken zur Märzversammlung nach Soissons beschied; hier wurde
Childerich Hi. abgesetzt und mit geschorenem Haupte (langes Haupthaar
war bei den Franken eine Auszeichnung der Könige) in ein Kloster ge-
schickt, Pipin aber zum Könige erhoben und von St. Bonifacius im
Namen des Papstes gesalbt (752). Daß die kirchliche Weihe des
neuen Königs dessen Ansehen bei den Franken und den andern Völkern
des Reichs beträchtlich erhöhte, unterliegt keinem Zweifel, aber es wäre
irrthümlich vorauszusetzen die Franken würden ohne die Billigung des
Papstes und des St. Bonifacius Childerich Ih. nicht abgesetzt und Pipin
nicht erhoben haben; damals galt noch das altgermanische Recht der
Nationalversammlung sich einen König zu wählen oder einen untaug-
lichen abzusetzen, welches zu Soissons keineswegs zum letztenmale aus-
geübt wurde und erst durch die weitere Ausbildung des öffentlichen
Rechts in den civilisierten Staaten beseitigt werden mußte.
St. Bonifacius, der Apostel Deutschlands.
Während Karl Martell und Pipin mit furchtbarer Energie die
Frankenreiche zu einem Ganzen einigten, wodurch die einzige christliche