1857 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
86 Das heilige römische Reich deutscher Nation.
tapfer aber unglücklich fort und das großmährische Reich wurde zertrüm-
mert. Einzelnes kam an Polen, in Pannonien setzten sich die Ungarn fest,
Böhmen aber wurde wieder unabhängig (Herzog Borziwoi, dessen Ge-
mahlin Ludmilla und 16 böhmische Große lassen sich taufen; Wenzel I.,
der Heilige, ermordet 936; Stiftung des Bisthums Prag 973). Nach
Swatopluks Demüthigung zog Arnulf (994) zum erstenmal nach Italien,
das gleich Frankreich und Deutschland von innern und äußern Feinden
zu leiden hatte. Ueber den päpstlichen Stuhl kam in Folge davon eine
seiner unglücklichsten Perioden; Nikolaus I. (858—867) hatte durch
seine großen Eigenschaften als Priester und Staatsmann das päpstliche
Ansehen mächtig gehoben, sein Nachfolger Adrian Ii. (867—872)
dasselbe behauptet, aber Johann Viii. wurde von römischen Partei-
häuptern, von italienischen Großen, namentlich von dem Markgrafen
Adalbert von Tuscien und dem Herzog Lambert von Spoleto bedrängt;
überdies wurden ihm die Araber so gefährlich, daß er ihnen einen jähr-
lichen Tribut von 25,000 Pfund Silbers bezahlen mußte. Er suchte bei
den französischen Karolingern Hilfe und krönte deßwegen Karl den
Kahlen, fand aber keine und überwarf sich mit den deutschen Karo-
lingern. Er mußte 882 vor seinen Feinden in Rom flüchten und wurde
ermordet; sein zweiter Nachfolger Adrian Hi. fand in dem von ihm ge-
krönten Karl dem Dicken ebensowenig eine Stütze und starb 885 auf der
Flucht, worauf es unter Stephan V. nicht besser zuging. Um die könig-
liche Krone Italiens stritten sich der Herzog Guido von Spoleto, der
von Karls des Großen Sohn Pipin abstammen wollte, und Markgraf
Berengar von Friaul, von mütterlicher Seite ein Karolinger. Nach
Karls des Dicken Tod trachtete Guido nach der französischen Krone,
aber Odos von Paris Anhang war der stärkere und er kehrte nach
Italien zurück, wo 888 sich Berengar I. als König aufgeworfen hatte.
Guido trieb letztern in seine friaulischen Burgen zurück, ließ sich von
Stephan V. 891 zum Kaiser krönen und 892 mußte Papst Formosus
Guidos unmündigen Sohn Lambert als Mitregenten krönen. Berengar
hatte Arnulfen um Hilfe angerufen, derselbe schickte zwar eine Streit-
macht unter seinem unehelichen Sohne, dem wilden Zwentibold, der aber,
Wie es hieß, von Guido mit Geld gewonnen, bald wieder abzog; im
Januar 994 erschien endlich Arnulf mit Heeresmacht in Oberitalien,
erstürmte Bergamo und ließ sich in Piacenza zum Könige von Italien
krönen, kehrte jedoch schon im März zurück, nachdem er viele Leute
durch Krankheiten eingebüßt und den Abfall der meisten italienischen
Großen erfahren hatte. Das folgende Jahr kam er abermals mit
großer Macht und dem festen Entschlüsse Italien zu unterwerfen, wo
sich Berengar und Guidos Sohn Lambert gegen ihn verbündet hatten
und wo dem Papste Formosus ein Gegenpapst Sergius gegenüberstand.