1857 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
104 Das heilige römische Reich deutscher Nation.
Lehre von der Verehrung der heiligen Bilder vorhielten; aber Leo ant-
wortete, er sei Kaiser und Priester, und fuhr fort, seinen Willen mit
Gewalt durchzusetzen. Sein Sohn und Nachfolger, Konstantin Iii.,
Kopronymus (741 — 775), verfuhr noch wilder und ließ durch eine
Synode willfähriger griechischer Bischöfe die Verehrung heiliger Bilder
verurtheilen (eine rechtmäßige, durch Papst Adrian Ii. nach Nikäa be-
rufene Synode bestätigte aber 787 aufs neue die kirchliche überlieferte
Anschauung), doch damit beschwichtigte er die Widersetzlichkeit gegen die
Bilderstürmerei (Ikonoklasie, Jkonomachie) keineswegs. In Nom em-
pörte sich das Volk und verweigerte dem Kaiser förmlich den Gehor-
sam, so daß diese Stadt mit ihrem Gebiete thatsächlich einen unabhän-
gigen Staat bildete; die Städte des Erarchats lehnten sich gleichfalls
auf und wurden (752) eine leichte Eroberung der Longobarden, und
dem griechischen Kaiser blieben lediglich seine Besitzungen in Unteritalien,
welche er nur mit Mühe gegen die sicilianischen Araber vertheidigte. Unter
Konstantin Iv., Porphyrogenetus (der im Purpur geborene, wie die
Griechen einen dem regierenden Kaiser geborenen Prinzen nannten),
für den seine ränkevolle Mutter Irene herrschte, wurde 787 der Bilder-
stürmerei Einhalt gethan, doch Irene wurde selbst 803 gestürzt, als sie
gerade mit Karln dem Großen wegen eines Bündnisses der beiden Kai-
serreiche unterhandelte. Ihr Nachfolger, Nikephorus (803—811),
wurde 806 von dem Chalifen Harun al Radschid zu einem schimpflichen
Frieden genöthigt und 811 von den Bulgaren in einer Schlacht besiegt
und getödtet. Dieses türkische, mit Slaven stark gemischte Volk war um
680 vor den Awaren über die Donau geflüchtet und hatte sich zwischen
diesem Strom und dem Hämus mit Bewilligung des griechischen Kaisers
angesiedelt. Die Bulgaren geriethen jedoch bald mit ihm in Streitig-
keiten, die langwierige und erbitterte Kriege zur Folge hatten; mehr als
einmal erschienen sie vor Konstantinopel und dehnten ihre Herrschaft vor-
übergehend bis Mittelgriechenland aus, während sie nach der Vernich-
tung der Awaren durch Karln den Großen jenseits der Donau bis Ober-
pannonien vordrangen, welche Eroberung sie wieder durch die Ungarn
verloren. Von des Nikephorus Nachfolger, Leo V., dem Armenier,
wurden sie blutig zurückgeworfen; dieser Bilderstürmer wurde 813 in
der Kirche ermordet; aber auch sein Nachfolger, Michael Iii., der Stamm-
ler (820—829), sowie Theophilus (829 — 842) waren Bilderstürmer,
zugleich aber auch Soldatenkaiser, welche Bulgaren und Arabern Achtung
geboten. Unter Michael Iii. (842 — 867) wurde 842 der Bilderstreit
durch eine Synode beigelegt, aber indem dadurch ein Grund der Ent-
fremdung der morgen- und abendländischen Christenheit beseitigt wurde,
veranlaßte Michael Iii., sonst ein Wüstling und Verspötter religiöser
Dinge, einen Riß von oben bis unten. Der allvermögende Günstling