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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 114

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
114 Das heilige römische Reich deutscher Nation. Otto römischer Kaiser (2. Febr. 962). Kaum hatte Otto in Deutschland Ordnung geschaffen, als er nach Italien gerufen wurde. Berengar hatte seine Abwesenheit benutzt und spielte den Meister; gegen ihn riefen besonders die Bischöfe um Hilfe, die er bedrängte. Als Ottos Abmahnung nichts fruchtete, schickte er seinen Sohn Ludolf mit einem Heere, der mit Kraft und Glück vor- drang, aber bald einer Krankheit unterlag (957). 961 kam Otto selbst und eroberte die Lombardei fast ohne Schwertstreich, da sich Berengars Heer gegen den gefürchteten König zu fechten weigerte. Von da zog dieser nach Rom und, nachdem er dem Papste seine Rechte bestätigt hatte, wurde er von ihm zum Kaiser gekrönt. Dieser Papst Johannes Xu. war aber ein Sohn Alberichs des Jüngern, also Enkel der Marozia, ein italienisches Parteihaupt, der auch als Papst das lästerliche Leben fortführte, wie er es früher gewohnt war. Der Kaiser war ihm zuwider, darum verband er sich mit einem Sohne Berengars; als aber Otto nach Nom kam, entfloh Johannes. Eine Synode setzte ihn ab und an seine Stelle trat Leo Vih. (963). Der Kaiser blieb nun längere Zeit in Nom und wurde mit seinen Deutschen den Römern sehr lästig. Einen Aufstand schlug er zwar nieder, verließ aber doch Rom und erwartete in Oberitalien Zuzug aus Deutschland. Sobald dieser eingetroffen war, kehrte er nach Nom zurück und schickte die Führer des Aufstandes, auch den Berengar von Ivrea, nach Deutschland in die Verbannung (964). Zwei Jahre nachher wiederholten die Römer dasselbe falsche Spiel, und auch andere italienische geistliche und weltliche Herren nahmen daran Theil; Otto kam aber zum drittenmal, schickte die Herren nach Deutsch- land und ließ in Rom dreizehn von dem vornehmsten Adel aufhenken. Das brachte allerdings Ruhe, aber dem neuen Kaiser keineswegs die Gunst der Italiener. Diese haßten die Deutschen als übermüthige Halb- barbaren, verschworen sich gegen dieselben und riefen sie doch zu Hilfe, wenn eine einheimische Partei die andere mit herkömmlicher Wuth verfolgte. Gewinn schuf die Kaiserkrone weder den deutschen Königen (die wir Kaiser zu heißen gewohnt sind, obwohl unsere Vorfahren keinem diesen Titel ga- den, wenn er nicht gekrönter Kaiser war) noch dem deutschen Volke, wohl aber Ruhm und Ehre, denn es war der Beweis, daß die deutsche Nation die erste in der Christenheit sei. Die Beschützung des hl. Stuhles, die Vertheidigung der Kirche gegen innere und auswärtige Feinde war allerdings eine ebenso schöne als hohe Pflicht, aber weil mit ihr zugleich die Oberherrlichkeit über Italien verbunden war, so führte dies zu unaufhörlichen Kämpfen mit den italienischen Städten und Fürsten und mit dem Papste selbst, wenn der Kaiser seine sehr beschränkte Gewalt ausdehnen wollte.
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