1857 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
120 Das heilige römische Reich deutscher Nation.
rechnet. Sie erklärten, daß sie chm Treue schuldig seien und Treue
halten wollten gegen jedermann, nur nicht gegen den König. Nun hatte
er keine andere Wahl, als daß er sich seinem Stiefvater unterwarf;
dieser setzte ihn mit seinem Freunde Welf gefangen, ließ beide jedoch
bald wieder frei. Aber Ernst hatte keine Ruhe; von seinem treuen
Freunde, dem Grafen Werner von Kyburg unterstützt, ergriff er aber-
mals die Waffen; da ächtete der Kaiser ihn und seinen Genossen, bot
aber dem Ernst Verzeihung an, welche dieser verschmähte, weil der
Kaiser seinen Freund Werner ausschloß.
Die Geächteten hielten sich auf der Burg Falkenstein im Schwarz-
wald unweit Schramberg und lebten von Freibeuterei, bis sie von dem
Grafen Mangold von Nellenburg, des Kaisers Getreuen, angegriffen
wurden; in dem harten Gefechte fiel Herzog Ernst, sein Freund Werner
und Graf Mangold, der Anführer der Kaiserlichen (1030).
Auch mit den Slaven bekam Konrad zu thun; der Pole Miesko Ii.
(Mieczislaw) unternahm 1030 einen verheerenden Einfall in Deutschland,
wo er bei den kaum unterworfenen Slaven, die alle noch Heiden wa-
ren, Unterstützung fand. Erst nach zweijährigem blutigen Kriege gelang es
Konraden, die Polen nicht nur in ihr Land zurückzutreiben, sondern auch
wieder zur Anerkennung der deutschen Oberherrlichkeit zu zwingen; den
Königstitel, den Miesko geführt hatte, nahm er ihm und beschränkte ihn
auf den Herzogstitel. Dagegen trat er Schleswig an Kanut den Großen,
den Beherrscher Englands und Dänemarks, ab und machte (1027) die
Eider zur Neichsgränze (Eidora germani terminus imperii).
Nachdem er 1026 in Mailand die lombardische, in Rom 1027 die
kaiserliche Krone empfangen hatte, war Konrad unbestritten der erste
Monarch Europas und verfolgte mit ruhiger aber rücksichtsloser Ent-
schlossenheit den Plan, die Macht der Großen zu brechen. Seinen un-
mündigen Sohn Heinrich machte er zum Herzog von Schwaben, Bayern
und Kärnthen, welch letzteres unter Otto Iii. von Bayern getrennt wor-
den war, und zum Könige von Burgund. Auf seinem zweiten Zuge
nach Italien schritt er in dem Streite der Lehensherren und Vasallen zu
Gunsten der letztern ein; er erklärte 1037 alle kleinen Lehen erblich und
nur wer durch ein Gericht seiner Standesgenossen eines Verbrechens
überwiesen würde, sollte seines Lehens beraubt werden können; dadurch
minderte er die Abhängigkeit der Dienstmannen von den Großen bedeu-
tend und damit die Gewalt der letztern. Aehnlich verfuhr er bei dem Auf-
stande der lombardischen Städte gegen ihre Bischöfe; die Städte waren
reich geworden-und sehr volkreich, beherbergten einen zahlreichen Adel
innerhalb ihrer Mauern und wollten sich nun die Oberherrlichkeit der
Bischöfe nicht mehr in solchem Umfange gefallen lassen, wie sie denselben
nach dem Rechte zukam, seitdem die Kaiser ihnen den Grafenbann ein-