1857 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
124 Das heilige römische Reich deutscher Nation.
Unwesen, das besonders in Deutschland und Italien eingerissen hatte,
mit großem Erfolge. Mit Kaiser Heinrich gerieth er jedoch aus meh-
reren Ursachen in eine bedenkliche Spannung, vorzüglich aber deßwegen,
weil dieser in Mailand einen Erzbischof eingesetzt hatte, der nichts an-
deres als eine kaiserliche Kreatur war. Leo blieb zwar mit dem Kaiser
im Frieden, fand aber doch gerne für den päpstlichen Stuhl einen Rück-
halt in den unteritalischen Normannen, denen er zuvor feindlich gegen-
über gestanden hatte.
Die Normannen in Unteritalien.
Von den französischen Normannen gingen viele in auswärtige
Dienste, weil die nachgeborenen Söhne adeliger Eltern keinen Antheil
an dem untheilbaren Allode bekamen, also ihr Fortkommen anderswo
suchen mußten. Ihre Fahrten in auswärtigen Kriegsdienst begannen sie
in der Regel mit einer Wallfahrt nach Montegargano in Unteritalien,
und hier lernten sie die longobardischen und griechischen Herren kennen,
die sich noch gegen die Angriffe der Saracenen behauptet hatten. Die
ritterlichen Normannen traten gerne in den Dienst dieser Herren (z. B.
-der Herzoge von Benevent, Neapel, Salerno, Amalfi), die ihnen Sold
und Lehen zusagten, und sie schlugen sich dermaßen, daß sie der Schrecken
der Saracenen wurden. Aber nun wurde ihnen nach griechischer Weise
nicht Wort gehalten; darum riefen sie andere ihrer tapferen Brüder
herbei und nahmen sich nicht bloß den vorenthaltenen Lohn, sondern er-
oberten auch für sich selbst Städte und Landschaften von den Longobar-
den, Griechen und Saracenen. Die deutschen Könige und römischen Kai-
ser begünstigten aus Feindschaft gegen die Byzantiner die erobernden
Normannen und belehnten sie mit dem, was diese jenen abnahmen, so
Konrad Ii. den Rainulf mit der Grafschaft Aversa, welche der Normanne
von dem Herzog Sergius von Neapel für seine Dienste empfangen
hatte. Im Jahre 1043 nannte sich Wilhelm Eisenarm, einer der zwölf
Söhne des Tankred von Hauteville, bereits Graf von Apulien und er-
hielt 1047 die kaiserliche Belehnung; als aber Kaiser Heinrich Iii. den
Herrn von Benevent, der seine Mutter bei ihrer Wallfahrt nach Monte-
gargano beleidigt hatte, ächtete und der Papst ihn bannte, bemächtigte
sich Wilhelms Bruder, Hunfried, Benevents, das der Kaiser dem Papste
versprochen. Darüber gerieth nun Leo Ix. mit den Normannen in
Krieg. Er hatte aus Deutschland 700 Schwaben als Freiwillige mit-
genommen, und mit diesen und einer viel größeren Anzahl Italiener zog
er gegen Benevent. Bei Civitella kam es den 18. Juni 1053 zur Schlacht;
die Italiener liefen davon, die normannischen Reiter stachen mit ihren Lan-
zen die Pferde der Schwaben nieder, die nicht mit Lanzen, sondern mit ge-