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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 132

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
132 Das heilige römische Reich deutscher Nation. als welcher er Gregor Vii. heißt. Gregor mußte die Reformation voll- enden, die seine Vorgänger angefangen hatten; ihm blieb der schwie- rigste Theil des Werkes Vorbehalten, die allgemeine Durchführung der kirchlichen Verordnungen, nachdem diese vorerst nur in Rom und seinem politischen Gebiete sowie in einzelnen Gegenden Italiens vor sich gegan- gen war. Durch Dekrete hätte Gregor nie das Kirchengesetz durch- führen können, denn wenn Geistliche und Laien ihn nicht hörten, wie sollte er seine Verordnungen geltend machen? Er war allerdings ein ausgezeichneter Politiker, aber gerade deßwegen wußte er am besten, welch vielfältigem und heftigem Widerstande seine Reformation begegnen werde, und in dieser Rücksicht hätte er sie aufgeben müssen. Gregor unternahm sie dennoch, denn er vertraute auf den höheren Schutz, wel- cher der Kirche von ihrem Stifter verheißen ist, und auf die Refor- mation, die auf einem andern kirchlichen Gebiete vorangegangen war und der seinigen den Weg bereitet hatte. Auch die Klöster hatten viel- fach durch Simonie gelitten oder waren durch die Fülle ihres Besitzes zu einem weltlichen Leben verlockt worden. Dieser Ausartung arbeiteten aber Männer entgegen, in denen derselbe Geist fortlebte, welcher die Klöster in's Leben gerufen hatte, die der Welt ein neues Beispiel der Ent- sagung, der Andacht und der Arbeit für die höhere Bildung der Mensch- heit vor Augen stellten. Unter diesen nimmt das Kloster Klugny den ersten Rang ein, das 909 durch Abt Berno und Herzog Wilhelm den Frommen von Guyenne gegründet wurde. Es erneuerte die Strenge der Regel St. Benedikts, sein Ruhm durchdrang unter den Aebten Odo, Aymar und Majolus die ganze europäische Christenheit und rief in einem kurzen Zeiträume hunderte ähnlicher Stiftungen in's Leben. So mehr- ten sich wieder die Anstalten, aus denen allseitig gebildete ernste Geist- liche hervorgingen, wo die Jugend die Stätten frommer Erziehung und höheren Unterrichtes fand. Noch wichtiger vielleicht war die Einwir- kung der reformierten Klöster auf das Volk; der sittliche Ernst, das ent- haltsame und doch so thätige Leben gefiel ihm, es bekam wieder einen Maßstab für die Anforderungen, welche die Kirche an die Geistlichen stellt, und verlangte von ihnen, wenn auch nicht dieselben Opfer, so doch sichtbare Nacheiferung. Als daher Gregor die Verordnungen wegen der Priesterehe und der Simonie erneuerte, so traten der bessere Theil des Klerus, alle Klöster und das Volk alsbald auf seine Seite und diese sittliche Macht war es, welche jene Verordnungen durchführte, nachdem Gregor selbst als Flüchtling gestorben war. Daß dieser Kampf zu Hein- richs Verderben ausschlug, daran trug er selbst die Schuld, einmal durch sein Lasterleben, sodann durch seine Treulosigkeit, mit der er auch die besseren Gegner behandelte; dabei ist jedoch nicht zu leugnen, daß die Herren, welche in Deutschland für die Sache der Kirche zu streiten er-
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