1857 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
138 Das heilige römische Reich deutscher Nation.
eine Schlacht bei Aachen unvermeidlich schien. Sein Sarg blieb einige
Zeit auf einer Maasinsel stehen, ein Einsiedler, der aus Jerusalem zu-
rückgekehrt war, betete die Bußpsalmen dabei; erst nach fünf Jahren
fand auch Heinrich Iv., der im Kirchenbann Gestorbene, sein Begräbniß
in Speyer, als Heinrich V. dem Papste bezeugte, sein Vater sei reumü-
thig verschieden.
Heinrich V. (1108-1125).
Wormser Konkordat (1122).
Dieser hatte die Feindschaft seines Vaters mit der Kirche als Grund
seiner Empörung angegeben und versprochen, den Papst als seinen Va-
ter, die Kirche als seine Mutter zu ehren. Um Worte kümmerte er sich
jedoch wenig und verfuhr gegen die Kirche nicht im geringsten anders
als Heinrich Iv.; er besetzte die geistlichen Aemter und ließ den Papst
protestieren und unterhandeln. Im Jahre 1110 zog er nach Italien und
machte unterwegs einen Vertrag mit dem Papste, kraft dessen die Geist-
lichkeit alle kaiserlichen Lehen zurückgeben und dafür der Kaiser der In-
vestitur entsagen sollte. Als aber dieser Vertrag in der Peterskirche ver-
kündet wurde, weigerten sich die deutschen und italienischen Prälaten den-
selben anzuerkennen, nannten ihn eine Beraubung der Kirche, und es
entstand ein furchtbarer Tumult. Heinrich nahm hierauf den Papst und
seine Geistlichen als Friedensbrecher gefangen (12. Februar 1111),
zwang ihn, dem Kaiser die Investitur einzuräumen, und ließ ihn außer-
dem schwören, ihn nie zu bannen. Allein schon 1112 erklärte eine Sy-
node im Lateran den Vertrag für erzwungen und ungiltig, der Papst
selbst verbot wieder die Investitur, und als eine Kirchenversammlung zu
Vienne über den Kaiser den Bann ausgesprochen hatte, bestätigte der
Papst denselben. In Deutschland ging es dem Kaiser nicht besser als
seinem Vater; als der letzte Graf von Orlamünde gestorben war, zog
der Kaiser dessen Güter als Reichslehen an sich, während es deutsche
Fürsten genug gab, welche die Erben sein wollten. Die Fürsten verban-
den sich nun gegen ihn, an ihrer Spitze Lothar, den Heinrich aus einem
Grafen von Suplingenburg zum Sachsenherzog gemacht hatte. Am 11. Fe-
bruar 1115 kam es bei dem Welfesholze zur Schlacht und der Kaiser
verlor sie. In Deutschland hielten die beiden Hohenstaufen Friedrich und
Konrad, ersterer des Kaisers Neffe, Herzog von Schwaben, letzterer von
diesem zum Herzoge von Franken (Oftfranken) erhoben, die Partei des
Kaisers aufrecht, während dieser selbst nach Italien zog, um das Erbe der
Markgräsin Mathilde zu gewinnen. Sie hatte in ihrem Testamente den
Papst zum Erben eingesetzt; da sie aber die Reichslehen nicht vererben