1857 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Friedrichs Lombarden-Krieg.
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Friedrichs Lombarden-Krieg (1236 — 1250).
Im Sommer 1236 brach Friedrich Ii. mit Heeresmacht gegen
Oberitalien auf, schlug die Bürger von Vicenza, Padua und Treviso
bei Rivalta, eroberte Vicenza, mußte aber wieder umkehren und einen
ziemlich erfolglosen Krieg gegen den widerspenstigen letzten Babenberger,
Herzog Friedrich den Streitbaren von Oesterreich, führen, worauf er
seinen Sohn Konrad zum deutschen Könige wählen ließ (1237), und im
August aus Deutschland schied, das ihn nie wieder sah.
Deutschland war für den Kaiser, wenigstens vorläufig, Nebensache,
denn er machte es sich zur Hauptaufgabe, Italien zu bezwingen. Dieses
war damals das reichste Land der Erde, und wurde Friedrich Herr
desselben, so konnte er allerdings an die Herstellung der unumschränkten
Kaisermacht denken. Sein Großvater hatte Gleiches im Sinne gehabt,
nur betrachtete er Deutschland als das Fundament seines Reiches, von
dem aus er Italien unterwerfen wollte, während Friedrich Ii. auf Ita-
lien als Unterlage seiner Herrschaft bauen wollte. In Italien aber
waren zwei Mächte zu besiegen, die lombardischen Städte und der Papst,
und diese beiden Mächte waren zu sehr auf einander angewiesen, als
daß Friedrich daran denken konnte, sie von einander zu trennen und
jede vereinzelt zu unterwerfen; er mußte den Kampf mit beiden zugleich
aufnehmen.
Die Lombarden bekümmerten sich um die Bedingungen des Kon-
stanzer Friedens so viel als ihnen beliebte, sie beleidigten den Kaiser
geflissentlich und hatten seinen Sohn Heinrich zum Abfälle ermuntert; er
hatte demnach alle Ursache zum Kriege, aber durfte er hoffen, denselben
siegreich zu beendigen, und sich mehr Zutrauen als seinem gewaltigen Groß-
vater? Friedrich Ii. rechnete am meisten auf die Italiener selbst; denn
neben den städtischen Republiken gab es noch adelige'dynasten und in den
Städten selbst adelige Geschlechter, welche an der zunehmenden Demo-
kratie kein Gefallen hatten. Daher kam die Zwietracht, welche die mei-
sten Städte erfüllte, und Friedrich hielt es möglich, durch die Begünsti-
gung der Aristokratieen, wohl auch der Tyranneien, die lombardischen
Republiken auf die gleiche Weise zu zügeln und zu unterwerfen, wie es
den makedonischen Antigonusen und Philippen mit den griechischen Bün-
den und Städten geglückt war. Diese aristokratischen Parteien hießen'
in Italien Ghibellinen, weil sie an dem Kaiser ihren Rückhalt hatten
und auf seinen Namen hin handelten; ihre Gegner, die Republikaner
und Demokraten, nannten sich Guelfen, weil die welfische Familie von
Konrad Iii. bis Friedrich Ii. die den Hohenstaufen feindliche deutsche
Macht war. Diese Parteinamen dauerten in Italien fort, nachdem die