1857 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
178 Das heilige römische Reich deutscher Nation.
Ezzelino wetteiferte der Markgraf Azzo von Este in Unmenschlichkeiten
gegen die Ghibellinen. In Manfred schien diesen aber ein neuer Stern
aufzugehen; er behauptete sich nicht nur in Neapel und Sicilien, sondern
unterwarf selbst Toskana seiner Oberherrschaft (1264), so daß er bereits
den Kirchenstaat umspannte. Nun rief Papst Klemens Iv. den Bruder
des französischen Königs Ludwig Ix. (Heiligen) herbei, den Karl von
Anjou, welcher die Provence erheirathet hatte, ernannte ihn zum Ver-
theidiger der Römer und übergab ihm Neapel und Sicilien. Verrath
öffnete Karln die Pässe der Apenninen, Verrath gewann ihm 1266 den
26. Hornung die Schlacht von Benevento, in welcher Manfred den Tod
fand. Nun hausten Karls Schaaren in Unteritalien, wie man es unter
den Hohenstaufen nie erlebt hatte, und Karl selbst verfuhr gegen die
Anhänger der Hohenstaufen nach sullanischer Regel, so daß der Papst
bitter klagte, aber nicht helfen konnte; er mußte im Gegentheil zugeben,
daß Karl Herr von ganz Toskana und dem größten Theil der Lombar-
dei wurde, freilich nur provisorisch auf drei Jahre, aber das Definitivum
ließ ein Mann wie Karl, so lange er konnte, nicht aus den Händen. Gegen
diesen Wütherich riefen die Ghibellinen den letzten Hohenstaufen zu Hilfe.
Konradin.
Denn noch lebte ein Sprosse dieses gewaltigen Geschlechts, Kon-
rads Iv. Sohn, von den Italienern Konradino, der junge Konrad, ge-
nannt, geboren den 25. März 1252; er und sein Vater haben sich nie
gesehen. Als Knabe lebte er einige Zeit an dem Hofe seines Oheims,
Ludwigs des Strengen, der seine tugendhafte Gemahlin Maria von
Brabant trotz ihres Bittens und Flehens aus toller Eifersucht hinrich-
ten ließ (1256); dann im heimischen Schwaben, in Ravensburg, am
lieblichen Bodensee in Arbon, welchem Städtchen er schöne Freiheiten
urkundete. Da hat er auch wohl das Lied gedichtet, welches uns der
zürichische Ritter Maneffe aufbewahrt hat; es ist überschrieben: „Lied
Königs Chuonrath des jungen." Als er 16 Jahre alt war, luden ihn
die Boten der Ghibellinen nach Italien ein und in dem Jünglinge er-
wachte der Geist seiner Väter. Seine Mutter warnte und bat ver-
gebens; er verkaufte und verpfändete den Rest seiner Güter, warb ein
kleines Heer und zog den Weg nach Italien, wo seine Vorfahren Un-
glück und Tod gefunden hatten. Der Zug ging von Bregenz aus; von
edlen Schwaben begleiteten ihn: Friedrich von Baden (oder Oesterreich;
sein Vater Hermann hatte die österreichische Erbtochter als Wittwe des
Böhmenkönigs geheirathet, aber der neue Böhmenkönig Ottokar bemäch-
tigte sich Oesterreichs durch Hinterlist), Berthold von Marstetten, Wol-
frat von Beringen, Albert von Reifen, der Schenk Konrad von Limburg,