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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 199

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Der Minnesang. 199 Turniere kosteten gar manchem Leben und Gesundheit; sie wurden von Päpsten, Bischöfen und von Koncilien verboten, dauerten aber dessen- ungeachtet fort, bis König Heinrich Ii. von Frankreich durch einen Gra- fen Montgommery 1559 aus Ungeschicklichkeit tödtlich verwundet wurde. Durch den Adel kamen auch die Wappen auf; zuerst waren sie Unter- scheidungszeichen der Krieger, an welchen sie einander erkannten, dann wurden sie erblich und auch von den Städten angenommen; so entstand - eine eigene Wissenschaft, die Heraldik, welche sich mit der Deutung der Wappen beschäftigte. Der Minnesang. Des Ritters Hand führte aber nicht bloß das gewichtige Schwert, sie ließ auch die Harfe klingen zum selbsterfundenen oder erlernten Liede. Das ganze Wesen des Ritterthums in seiner Blüte, wie in seiner Ent- artung spiegelte sich in einer eigenthümlichen poetischen Literatur ab, deren Träger und Pfleger Ritter und Höfe, deren Stoffe ritterliche Tha- ten und Tugenden, Gottes- und Frauenliebe waren; von dieser ritter- lichen oder höfischen Dichtung, die als Kunstpoesie im Gegensätze zur Volksdichtung auftrat, ist uns gar vieles erhalten und höchst wichtig für die Kenntniß der geselligen und sittlichen Zustände wie der politischen Parteien des Mittelalters. Am frühesten erwachte der ritterliche Sang im Gebiete der provenyalischen Sprache, in Südfrankreich und im nord- östlichen Spanien; hier wanderten die Troubadours (Erfinder, von trou- ver; sie waren Dichter und Sänger in einer Person) von Burg zu Burg, von einem Feste zum andern, und fanden allenthalben gastliche Aufnahme, denn ihre Lieder waren die Würze der geselligen Unterhal- tung für Herren und Frauen, und die Vornehmsten suchten ihren Ruhm darin, auch als Dichter zu glänzen oder doch die Dichtkunst auf jegliche Weise zu hegen und zu pflegen. Während Frauenliebe der Grundton der provenyalischen Dichtung war und blieb, wurde in Nordfrankreich und England vorzugsweise die ritterliche Heldendichtung gepflegt, welche theils die Thaten und Sagen von Karl dem Großen, vom König Artus, dem walisischen Helden und dessen Genossen und vom heiligen Gral zu ihrem Mittelpunkte machte, theils Helden der heidnischen Vorzeit, Ale- xander den Großen und Aeneas, zu christlichen Rittern umschuf und besang. Die Kreuzzüge verliehen dem ganzen Leben der Zeit und nament- lich auch der Dichtkunst höhern Schwung und religiöse Weihe, das ferne wunderbare Morgenland in seinen Beziehungen und Kämpfen mit dem Abendland bot der dichterischen Einbildungskraft unerschöpfliche Stoffe; sie brachte aber auch die Völker Europas in gegenseitigen und innigen Verkehr, sie lernten ihre Sprachen, Geschichten und Sagen gegenseitig
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