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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 207

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Wissenschaft. 207 durch die Wahrheit frei zu werden raubt und verbietet, wie er auf der andern Seite durch die Erlaubniß der Vielweiberei, durch die Degra- dierung des weiblichen Geschlechts und sein Haremsparadies dem heidni- schen Laster Thür und Thor öffnet, den Adel der Familie und dadurch die höhere Entwicklung des Volkslebens vernichtet. Betrachten wir diesen Gegensatz der christlichen und mosleminischen Welt, so müssen wir uns einerseits verwundern über die Wißbegierde unserer Vorfahren, die auch auf mohammedanischem Boden ärnteten, als sie unter Unkraut und Giftpflanzen auch Aehren erblickten, andererseits aber darf es uns keineswegs befremden, wenn wir hören, daß besonders die alten Physiker, zunächst die Schüler der Araber, bei dem Volke der Zauberei verdächtig wurden. Von dem kabbalistischen Treiben der Juden wie von dem alchemisti- schen und astrologischen der „Heiden" war eine dunkle Kunde auch unter das Volk gedrungen; den Weizen des jüdisch-arabischen Wissens von der Spreu zu sondern, dazu waren auch nicht alle christlichen Gelehrten be- fähigt oder geneigt, die Alchemisten und Astrologen spielten besonders seit dem spätern Mittelalter und bis ins 17. und „philosophische" 18. Jahrhundert herauf wirklich bedeutende Rollen (man denke nur an Wallensteins Hofastrologen, an Böttger den Erfinder des Porzellans, an den Abenteurer Kagliostro!). Unter den christlichen Physikern waren Abt Gerbert (der Erzieher Kaisers Otto Iii., später als Sylvester Ii. Papst 999—1003, auch um die Erhaltung der alten Klassiker hochverdient), Albert der Große (geb. um 1200 zu Lauingen in Schwaben, Ordensprovincial der Dominikaner, Bischof von Regensburg 1260—1262, gest. 1280 in seinem Kloster zu Köln) und der englische Mönch Roger Bakon (geb. 1214, Verfasser eines speoulum alchymiae, gest. 1292 oder 1294) die berühmtesten; der letzte war großer Erperimentalphysiker, Albert umfaßte das ganze Gebiet der damaligen Naturkunde und beschrieb es. Wie weit die Me- dicin von der arabischen berührt wurde, können wir nicht bestimmen, vielleicht sehr wenig, da sich die Arzneikunde noch ganz in den Händen der Geistlichen befand. Ebenso ergeht es uns mit der Mathematik; doch dürfen wir aus dem Bau der Dome schließen, daß die alten Bau- meister die Verhältnisse der Last, Kraft und des Raumes sehr genau zu berechnen verstanden; der große Albert war Mathematiker und Bau- meister. Die christliche Wissenschaft entwickelte sich aber auch selbständig auf ihrem ureigenen Gebiete; der Grundsatz der christlichen Denker des Mittelalters hieß: ich weiß, weil ich glaube, d. h. die Lehren der geoffen- barten Religion galten ihnen als absolute Wahrheit, sie sahen die Auf- gabe der Wissenschaft darin, daß diese den Inhalt des Glaubens allseitig
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