1857 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Schlacht bei Ampfing. Ludwigs Erwerbungen für sein Haus.
Schlacht bei Ampfing (28. September 1322).
Endlich maßen sich die beiden Thronbewerber in der großen Schlacht
bei Ampfing; Friedrich nahm sie an, ohne seinen Bruder Leopold ab-
zuwarten, der nur wenige Tagmärsche von ihm entfernt war. Sie
blieb lange unentschieden, Friedrich selbst focht wie ein Held der Vor-
zeit; durch eine in der Kriegsmanier jener Zeit gewöhnliche und doch
fast immer gelingende List siegte Ludwigs Feldhauptmann Seifried
Schweppermann; er sparte einen Hinterhalt, ließ ihn österreichische
Farben tragen und griff das ermattete Heer im Rücken an. Oester-
reichs Niederlage war vollständig; 1000 Adelige waren erschlagen, 1300
gefangen, darunter Friedrich selbst, Herzog Heinrich von Oesterreich und
Heinrich von Kärnthen. Da entsagte nach einiger Zeit Friedrich der Kö-
nigskrone für die Freiheit und gelobte auch seinen Bruder Leopold, der
den Krieg noch immer fortsetzte, zum Frieden zu bewegen. Allein dieser
und andere Gegner Ludwigs wollten von keinem Frieden etwas wissen,
und Friedrich stellte sich wieder als Gefangener. Durch solchen Edel-
muth gerührt, versöhnte sich Ludwig mit ihm und hätte ihn zum Mit-
regenten angenommen, wenn die Einwilligung der Kurfürsten erfolgt
wäre. Friedrich starb jedoch bald (1330); sein Bruder Leopold, ge-
beugt durch das Unglück seines Hauses, war ihm schon 1326 vorange-
gangen. Nachdem der Streit zwischen Habsburg und Wittelsbach sechs-
zehn volle Zahre gedauert hatte, verständigte sich der von anderen Fein-
den bedrängte Ludwig mit den österreichischen Herzogen Otto und Al-
brecht. Ludwig versprach ihnen 20,000 Mark Silbers, da er aber (wie
meistentheils) nicht hinreichend Geld hatte, so wies er ihnen die Reichs-
städte Zürich, St. Gallen, Schaffhausen und Rheinfelden an, d. h. er
überließ ihnen die Ausübung der königlichen Rechte über sie sowie das
königliche Einkommen. Für Zürich legten aber die Eidgenossen Protest
ein, und nun gab Ludwig dafür Neuburg hin und Breisach, das sich aber
erst nach siebenwöchentlicher Belagerung fügte. Der Zorn der Reichsstädte
über solche Verpfändung war gränzenlos; sie waren für Ludwigen ein-
gestanden; nun verpfändete er sie an seine fürstlichen Gegner, sobald er
sich mit diesen versöhnte, und daß er die Pfandschaft nie mehr einlösen
werde, daß die Städte also fortan habsburgisch bleiben mußten, war
jedem klar. In gleicher Weise verpfändete Ludwig die Reichsdörfer im
Appenzell an den Abt von St. Gallen, dem dieser Gewinn mit der Zeit
sehr schlecht ausschlug.
Ludwigs Erwerbungen für sein Haus.
Ludwig verstärkte seine Hausmacht bedeutend durch kluge und ge-
waltthätige Benutzung seiner königlichen Macht. Die brandenburgische
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