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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 263

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Der Hussitenkrieg. 263 dies hin unterhandelten die Prager, denen die Herrschaft der fanatischen Bauern nicht zusagte, abermals mit Sigismund; sie bestanden auf vier Artikeln: 1) Freier Predigt für die hussitischen Priester im ganzen Lande. 2) Dem Kelch im Abendmahle für alle Christen. 3) Die Geistlichen sollen keine Güter besitzen und keine weltlichen Dinge treiben. 4) Tod- sünden und Gesetzwidrigkeiten sollen bei Geistlichen und Laien bestraft, keine Kirchen- und Ablaßgelder entrichtet werden. („Wer diese Artikel wehrt, ist der Antichrist.") Sigismund konnte unmöglich darauf ein- gehen, aber eben so wenig länger vor Prag liegen, daher ließ er sich eilig auf dem Wischehrad krönen und zog nach Kuttenberg ab. Den vier Prager Artikeln stellten die Taboriten zwölf andere gegenüber, in denen es unter anderem heißt: „Offenbare Sünder, Ehebrecher, Hurer, Räu- der, Gotteslästerer und Müßiggänger werden nicht geduldet. Schlechte Häuser und Schenken sind verboten, ebenso kostbare und prächtige Klei- dung. Betrug ist streng zu bestrafen. Heidnische und deutsche Gesetze, die gegen die Bibel sind, werden abgeschafft. Die Priester müssen nach dem Vorbilde Jesu leben. Die Lehrer und Vorgesetzten sollen dem göttlichen Gesetze unterworfen sein und ihre Vorschriften demgemäß ge- prüft werden. Alle früheren geistlichen Güter sind Gemeindegut. Alle Feinde des hussitischen Glaubens werden vertrieben. Die Klöster und überflüssigen Kirchen mit ihren Altären, Bildern u. s. w. werden ver- nichtet." Diesen Artikeln gemäß hausten die Taboriten in Prag; Sigismund, dessen Truppen auseinander liefen, als sie nicht mehr be- zahlt wurden, behauptete nur noch einige Gränzplätze, worauf sich der Wischehrad ergab, so daß nur noch das Schloß auf der Kleinseite in den Händen der Königlichen war. Zur Rache für die Verwüstung des Palastes auf dem Wischehrad verbrannte - Sigismund hussitische Dörfer, was Ziska mit noch größeren Verheerungen vergalt. Durch den Tod des Riklaus von Hussinecz wurde Ziska von einem Nebenbuhler befreit und war nun unbestrittenes Oberhaupt; er führte den Titel: Johannes Ziska vom Kelch, Hauptmann der Taboriten in der Hoffnung Gottes. Die gemäßigteren Prager unterhandelten mit den Taboriten wegen einer Glaubensformel, und bei diesem Anlaß stellten letztere auch den Satz auf: jeder Studierte und Graduierte ist ein Heide. Während Ziska ganz Böh- men eroberte, wurde die Spaltung unter den Hussiten immer ärger und ein gewisser Loquis verkündete ein Reich der Heiligen ohne Obrigkeit, ohne Priester und Sakramente und fand großen Anhang; nebenher that sich die Sekte der Adamiten auf, welche die paradiesische Unschuld dadurch nachahmten, daß sie nackt einhergingen und in Weibergemeinschaft lebten. Nun griff aber Ziska mit fester Hand ein; er vertilgte die Adamiten (sie starben jubelnd den Feuertod), erklärte sich für die Prager Artikel und vereinigte unter dieser Formel die Böhmen; selbst der Erzbischof
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