1857 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
272 Deutschland und Italien sinken.
in das Land und brannten wie die Hussiten. Aber der Pfalzgraf Fried-
rich griff seine Feinde an, als sie bei Seckenheim auf einer Au standen,
die der Neckar beinahe ganz umschlang (30. Juni 1462). Die Fürsten
konnten nicht durchbrechen und wurden sämmtlich gefangen auf das Schloß
nach Heidelberg gebracht, aus dem sie nur gegen große Summen frei
wurden; auch bei Seckenheim fochten Schweizer.
In Thüringen und Sachsen dauerte zwischen dem Kurfürsten Fried-
rich und dem Herzog Wilhelm ein Bruderkrieg fünf Jahre lang (1446
bis 1451). In Böhmen begannen nach Albrechts Ii. Tod vieljährige
Unruhen. Rechtmäßiger Kronerbe war Albrechts Ii. Sohn Ladislaus
(Wladislaw), Posthumus genannt, weil er nach dem Tode des Vaters
geboren war. Sein Vormund war sein Vetter Kaiser Friedrich Hl.;
dieser behielt den unmündigen Prinzen bei sich, als die böhmischen
Stände denselben zum König begehrten, weil er ihn nicht zum Spiel-
balle der Parteien hergeben wollte, und ermahnte die Stände, bis zur
Volljährigkeit des Thronerben eine Regentschaft einzusetzen. Diese wähl-
ten (1441) zwei Statthalter; die Kalirtiner, zugleich die nationale d. h.
tschechische Partei, setzten Ptaczek von Lippa durch, die Katholiken, die
deutsche Partei, den Mainhard von Neuhaus. Als Ptaczek 1444 starb,
erhielt er den Georg Podiebrad zum Nachfolger, der bald darauf sich
Prags durch einen Handstreich bemächtigte, den Mainhard von Neuhaus
verhaftete und im Gefängniß sterben ließ und seitdem auf die Kalirtiner
gestützt Böhmen mit königlicher Gewalt regierte. In Ungarn wählte
ein Theil der Stände den polnischen König Wladislaw, obwohl. Ladis-
laus Posthumus bald nach seiner Geburt in Stuhlweißenburg gekrönt
worden war; den deßwegen ausgebrochenen innern Krieg konnte Papst
Eugen Iv., dessen Worten die von den Türken drohende Gefahr Nach-
druck gab, dahin vermitteln, daß der polnische König bis zur Volljäh-
rigkeit des Ladislaus auch die ungarische Krone tragen sollte. Als der
Pole 1444 bei Varna gegen die Türken gefallen war, wurde Ladis-
laus (Vi.) auf dem Felde Nakos bei Pefth zum König, zugleich aber
der Held Johannes Hunyades zum Statthalter des Reichs ernannt, der
nur durch das Vordringen der Türken von seinem Vorhaben abgehalten
wurde, den minderjährigen König dessen Vormund, dem Kaiser Fried-
rich Iii., mit Waffengewalt zu entreißen. Das gleiche beabsichtigte eine
Partei im Herzogthum Oesterreich selbst und Friedrich Iii. entschloß sich
des Friedens wegen seinen 13jährigen Mündel seiner Obhut zu entlassen
und dem Grafen Ulrich von Cilly, einem Neffen der Kaiserin Barbara,
der Wittwe des Kaisers Sigismund, zu übergeben. Ladislaus war
demnach seit November 1452 dem Namen nach König von Ungarn und
Böhmen, Herzog von Oesterreich und Markgraf von Mähren, er ließ
sich aber von dem Grafen von Cilly regieren, während Podiebrad in