1857 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Die osmanischen Türken.
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Jahre alt, war auch unter den Gefangenen; der Sohn des Sultans
erbat ihm von seinem Vater das Leben, und nach 36jähriger Sklaverei
sah Schildberger sein Vaterland wieder und beschrieb seine Erlebnisse.—
Nach der Schlacht von Nikopolis wäre Konstantinopel wahrscheinlich in
die Hände des Sultans gefallen, denn der Kaiser Manuel flehte in Ve-
nedig, Genua, Mailand, Paris und London vergebens um Hilfe, wenn nicht
der Mongole Timur mit den Türken in Asten zusammengestoßen wäre.
Timur war Gebieter des Reiches Dschagatai, das stch neben drei
andern aus Dschingischans ungeheurer Monarchie gebildet hatte. Er
war ein fanatischer Moslem und wilder Mongole, der jedoch Astronomie
und die praktischen Wissenschaften begünstigte. Von 1366 — 1405 führte
er Vertilgungskriege gegen Christen, Heiden und sunnitische Moslemin.
Neun Dynastieen stürzte er um; er eroberte Persten, in dessen Hauptstadt
Ispahan er Pyramiden aus den Köpfen von 70,000 Erschlagenen er-
richtete, Bagdad, wo 90,000 Köpfe zu einer solchen Trophäe gebraucht
wurden. Das empörte Chowaresmien wurde gänzlich verwüstet und die
Einwohner vernichtet, in Georgien begrub man die Christen lebendig.
Indiens Hauptstadt Delhi wurde erobert, geplündert und eine unzählige
Menschenmenge erschlagen. Dieser Fürchterliche zog gegen den Sultan;
er fiel (1400) in Kleinasten ein, und bei Ancyra, 1402 im Juli, wurde
Bajasid in einer gräulichen Schlacht überwunden und selbst gefangen.
Der Sultan wurde übrigens ehrenvoll behandelt, nicht wie die Sage
meldet, gleich einem wilden Thiere in einem eisernen Käfig herumgeführt,
starb aber schon im März 1403. Timur erstürmte Damaskus und ver-
brannte es, ebenso Smyrna; der Kaiser Manuel zahlte ihm willig Tri-
but; doch Timur kehrte an der Schwelle Europas um, weil er es vor-
zog die heidnischen Chinesen zu bekriegen; er starb schon am 10. Juli
1404, und sein ungeheures Reich zerfiel wieder. So wurde Konstantino-
pel noch einmal gerettet und hatte, als Bajasids Sohn Mohammed I.
siegreich aus dem Bruderkriege hervorgegangen war, ungefähr zwanzig
Jahre lang Frieden. Aber Murad Ii. (1422 — 1451) griff es aber-
mals an, und nur mit der größten Mühe behauptete es sich gegen
einen fürchterlichen Sturm ■, den der Sultan bei dieser vierten türki-
schen Belagerung wagte. Da trug endlich Kaiser Johann V. den Abend-
ländern die Kirchenvereinigung an; diese kam wirklich 1439 auf dem
Koncil zu Florenz zu Stande, aber die Russen wollten nichts von ihr
wissen, das griechische Volk murrte und seine Mönche tobten. Der
König Wladislaus von Polen und Ungarn brach den Waffenstillstand,
welchen er mit Murad abgeschlossen hatte, und wollte Konstantinopel
zu Hilfe ziehen. Bei Varna lieferte er den Türken 10. Nov. 1444
eine Hauptschlacht; sie begann und endete wie bei Nikopolis; die türki-
schen Aufgebote wurden geworfen, aber die Janitscharen gaben der