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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 292

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
292 Deutschland und Italien sinken. Vendes Wort mitzusprechen, und Ludwig selbst wußte recht gut mit ihnen umzugehen. Alle vornehmen Eidgenossen erhielten von der Zeit an, wo sie Ludwig gegen Burgund hetzte, französische Pensionen, und ihre Gesandten bearbeitete er mit Gnadenketten und Goldstücken so lange, bis sie ihm gefügig wurden. Manches verdarb jedoch wieder der Ueber- muth französischer Herren, welche der Schweizer nicht mehr zu be- dürfen glaubten. Sie hatten im April 1477 dem Könige bereits die Franche-Comte für 100,000 Gulden zugesichert, als der französische Ueber- muth und die Bitten der burgundischen Stände dieselben insoweit wieder zur Besinnung brachten, daß sie einsahen, es werde der Schweiz selbst für die Zukunft nicht besonders nützlich sein, wenn sie die Franzosen zu Nachbarn hätte. Um jene Zeit schrieb Hans Waldmann aus dem könig- lichen Hosiager an die Tagherren: „Lasset euch durch des Königs Geld und seiner Räthe süße Worte nicht verführen, daß ihr Dinge thätet, die unsere Nachkommen entgelten möchten. Ich wollte, daß wir weniger mit den Franzosen zu schaffen hätten, wie wir und unsere Vorfahren gethan, als wir noch keine Pensionen hatten. Laßt uns deutsch bleiben, geehrte Herren, die wälsche Zunge ist falsch/' Und ein anderesmal, da ihm die Hofherren besonders grob begegnet waren, schrieb er heim: „und bei der göttlichen Gnade sage ich euch, daß es kein verlogener Volk gibt als die Franzosen sind." Ludwig bemerkte indessen diese Miß- stimmung zeitig genug und wandte gegen sie die probaten Mittel an; in den folgenden Briefen wird Waldmanns Sprache immer versöhn- licher und bald kann er nicht genug von der unwiderstehlichen Macht „des Franzosen" und der Wehrlosigkeit „des Fräuleins" (der Maria von Burgund) erzählen; der König machte ihn nämlich zum reichsten Manne in der Eidgenossenschaft, und als gegen den Berner Bubenberg, den Vertheidiger Murtens, die gleichen Mittel nicht verfingen, so hätte er ihn auf andere Weise jedenfalls unschädlich gemacht, wenn Bubenberg nicht als Lautenspieler verkleidet entflohen wäre. „Das Fräulein" war aber doch nicht so ganz verlassen, wie es der geldsüchtige Schweizer dar- gestellt hatte; denn die burgundischen Stände sehnten sich nach der Ein- verleibung ihrer Landschaften mit Frankreich nicht im mindesten und be- wogen Marien, ihre Hand dem Maximilian von Oesterreich zu reichen, damit er Burgund gegen Ludwigen schütze. Mar besaß nur wenige Mittel, aber er vertheidigte sich so ritterlich und schlug die Franzosen bei Guinegate (7. August 1479) so nachdrücklich, daß sich Ludwig mit der Provinz Burgund, dem Lehen, das der erste öurgundische Herzog Philipp von seinem königlichen Vater erhalten hatte, begnügen und selbst die Franche-Comte fahren lassen mußte. Mar erlebte übrigens in Burgund wenig Freude, denn e^ wurde als Ausländer gehaßt, und die unruhigen Belgier brachten ihm durch ihre Aufstände Verdruß und Gefahr. Die
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