1857 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Das klassische Alterthum.
329
die Buchdruckerkunst in alle Lande. Schon 1462 finden wir eine Buch-
druckerei in Bamberg, 1470 zu Beronmünster bei Luzern, bald auch in
Venedig, Rom, Paris u. s. w., fast durchgehends unter deutschen Mei-
stern. Das geistige Leben erhielt dadurch eine gewaltige Anregung, denn
der geistige Verkehr wurde nun unendlich schneller vermittelt als in alter
Zeit möglich war, wo jedes Buch mit jahrelanger Mühe abgeschrieben
werden mußte und nur mit großen Kosten angeschafft werden konnte.
Jetzt war die Errichtung von Schulen ungemein erleichtert, und die
Schätze alter und neuer Wissenschaft wurden jedem Lernbegierigen zu-
gänglich. Man sagt gewöhnlich, durch die Presse sei die Wiederkehr
einer allgemeinen Barbarei unmöglich gemacht; dies ist unrichtig, denn
wenn die Völker von dem Christenthum abfielen, so würden alle Bücher
der Welt und alles Wissen das Versinken in Laster und thierische Wild-
heit nicht verhindern, wie wir 1793 in Frankreich erlebt haben, und die
Menschheit würde sich selber aufreiben. Nur das Christenthum gibt Ge-
währ gegen eine neue Barbarei, wie dasselbe auch jenes Leben und
Streben der europäischen Menschheit geschaffen hat, welchem die Buch-
druckerkunst wie so manche andere Kunst ihr Dasein verdankt. Die Presse
selbst müßte bei einem allgemeinen Abfalle von dem Christenthume un-
christlich werden und würde dann zu einem Hauptmittel der Zerstö-
rung im Reiche der Geister; ist aber diese einmal vorhanden, so folgen
materielle Zerstörung, Aufruhr, Krieg, Metzeleien, Verwüstung von Län-
dern und Städten augenblicklich nach. Die Presse ist nur eine vervoll-
kommnete Schriftsprache; so wenig die Sprache oder die Zunge vor
der Barbarei bewahrt, so wenig die Presse; und wenn es von der Zunge
heißt, sie richte das meiste Unheil an, so gilt es auch von der Presse.
Das klassische Alterthum.
Um diese Zeit wurden auch die Schriften der alten Griechen gleich-
sam wieder aufgefunden, insofern sie nämlich wieder der Gegenstand
allgemeinen Studiums wurden. Vasko de Gama und Kolon entdeckten
eine neue Welt und öffneten der Thätigkeit der christlichen Europäer
einen neuen weiten Schauplatz; durch die Klassiker wurde der Zugang
zu der alten vorchristlichen Welt wieder eröffnet. Den ersten Anstoß
gaben ausgewqnderte Griechen, z. B. Chrysoloras, der zur Zeit des
Koncils in Konstanz starb, Laskaris, Argpropulos u. a., welche die
Sprache ihrer Väter in Italien lehrten und Homer und Platon wie-
der bekannt machten. Die Werke der Alten wurden mit wahrer Be-
geisterung ausgenommen; man las und studierte eifrig, was diese
Männer gedacht, gehofft und gethan hatten und erfrischte den Sinn an
der großartigen Thätigkeit der Alten und ihrer herrlichen Sprache. So