1853 -
Kopenhagen
: Gyldendal
- Autor: Lobedanz, Edmund
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Schleswig
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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476 — 1100.
welchem er die Kaiserkrone empfing. Bei seinem Tode hinter-
ließ er das Kaiserthum im höchsten Ansehen seinem fünfjährigen
Sohne, Heinrich Iv (1056—1106).
Das Christeuthum verbreitet sich im Norden.
Der Norden war von einem Zweige des gothischen Stam-
mes, welcher an Ursprung, Religion und Verfassung den germa-
nischen Gothen ähnlich war, bewohnt; die Gottesverehrnng war
daher fast dieselbe. Odin war der oberste Gott, Vater der
Götter und der Menschen; Thor war der Gott des Krieges,
der mit den Jetten im ewigen Kampfe begriffen war. Freia
war die sanfte Göttin der Liebe, Frigga die Gattin Odins.
Die männliche Tapferkeit war dem Nordbewohner der Inbegriff
aller Tugend; wer im Kampfe fiel wurde in Wallhalla, der
Götterwohnung, welche von herrlichen Waffen schimmerte, ausge-
nommen. Hier setzten die Tupfern ihr irdisches Leben fort, zogen
jeden Morgen zum Kampfe aus, stritten und erlegten einander,
um, wenn es Abend wurde, nach der Burg zurückzukehren und
bei festlichem Mahle, bei Speck und Meth, den frohen Tag zu
beschließen. Die Feigen sollten aber nach Helheim hinunterge-
stoßen werden und dort, voll Angst und Sorge, von der häß-
lichen Hela beherrscht werden. Dieser Glaube trieb den starken
Nordbewohner an, all seinen Ruhm im kühnen Streite zu suchen.
Allein neben diesem wilden Leben fand stch eine Innigkeit und
Treue im Verhältnisse zwischen Mann und Weib, wie fic bei
heidnischen Nationen selten zu sein Pflegt. Als der Glaube an
die Götter im Laufe der Zeiten zu wanken anfing, hielt den
Nordbewohner noch sein männliches Vertrauen an seine eigne
Kraft und Stärke aufrecht, dieser Glaube vertrat bei manchen
Helden die Stelle der Religion. Der nordische Glaube enthielt
selbst eine Ahnung seines eignen Unterganges, und einer Zeit,
wo das Gute mehr als die Kraft geachtet werden sollte. Die