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1. Geschichte des Mittelalters - S. 57

1861 - Leipzig : Brandstetter
57 wohnte. Schminke und kosmetische Schönheitsmittel waren gleich gesucht von Männern und Frauen. Die Lüge erstreckte sich selbst auf die Gestalt. Auch auf Gewerbe, Künste, öffentliche Anstalten und Bauwerke konnte die Rückwirkung nicht fehlen. Den Circus umgaben goldene Gitter. Die Arena verwandelte sich bald in einen künstlichen Wald, Garten, See, oder in eine Sandwüste. Die kaiserlichen Stühle waren mit Gold und Edel- steinen geziert. Reichthum und Pracht stiegen in's Unglaubliche. Die Gebäude der älteren Zeit waren weniger zum Gebrauch und Nutzen des Privatlebens als für religiöse Zwecke, für den Glanz des Staates, für das öffentliche Volksleben bestimmt. Dies änderte sich mit der Zeit. Paläste, welche Städten glichen, was besonders von Nero's „goldenem Hause" gilt, Landhäuser von ungeheurem Umfang, Heerstraßen, Bäder, und andere zum Nutzen und Gebrauch im Leben bestimmte Gebäude wur- den mit einem Luxus und einer so übermäßigen und kunstreich ausstudirten Bequemlichkeitsliebe ausgesührt, wie sie nur die Genußsucht und Ueppig- keit einer tief verderbten Zeit hervorzurufen im Stande waren. Von dem Throne herab verbreitete sich das Verderbniß allmählich durch alle Schich- ten des Volkes. Religion, Sitte, Achtung und Vertrauen schwand aus dem öffentlichen Leben. Die Götter galten nicht mehr, seit Commodus und Caracalla göttliche Anbetung erhielten und die kaiserliche Würde ward nicht geachtet, da sie das Spielzeug roher Soldaten geworden war. Wir sehen die Kraft des Volkscharakters sich veräußerlichen und mehr und mehr in der glänzenden Außenseite aufgehen, bis der innerliche Kern sich völlig verflüchtigt hat, und die hohle Schale zusammenbricht, jeder geistigen Stütze entbehrend. Dasselbe Bild wiederholt sich in der Literatur dieser Zeit, mit wenig Ausnahmen. 8. 2. Römische Literatur. Mit dem Zeitalter der Antonine begann in der römischen Literatur eine neue Epoche. Schon Hadrian hatte zu Rom ein Athenäum gestiftet, eine Art von Akademie, an welcher vom Staate besoldete Lehrer, Dichter und Rhetoren öffentliche Vorlesungen hielten. Die folgenden Kaiser woll- ten in diesen Bestrebungen nicht Zurückbleiben, sondern auf der einmal eingeschlagenen Bahn der öffentlichen Bildung weiter schreiten. Die Wis- senschaft, früher nur Lieblingsbeschäftigung einzelner durch Natur und Glück Begabter, wurde nach und nach ein zünftiges Gewerbe, wie wir uns dies auch aus der Verfallszeit des griechischen Volkes erinnern, und um so mehr, als die philosophischen Schulen, um welche es sich allerwärts zunächst handelte, ohnehin aus fremdem Boden nach Rom verpflanzt waren.
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