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1. Geschichte des Mittelalters - S. 73

1861 - Leipzig : Brandstetter
73 selbst mehr übersehen konnten, nahmen sie sich Helfer und Helferinnen, Diakonen und Diakonissen an, welche mit ihnen das heilige Amt verwalteten und sie in der Pflege der Armen und Kranken unterstützten. So hatten die christlichen Gemeinden im ersten Jahrhundert eine auf die Gleichheit aller Glieder gegründete Verfassung, worin zwar der Grundsatz von dem allgemeinen Priesterthum aller Christen seine Geltung hatte, doch so, daß die spätere Scheidung der Gemeinde in Priester und Weltleute (Klerus und Laien) schon jetzt im Keime vorhanden war. Wie unmerklich auch anfangs die Trennung sein mochte, so besaßen doch die geistlichen Brül er durch die ursprüngliche Gemeinschaft der Güter und durch das Straf amt, welches sie zu verwalten hatten, zwei mächtige Hebel, mit denen sie nachmals die Welt eroberten. Ans dem durch viele Schen- kungen vermehrten Schatz wurden die öffentlichen Versammlungen bestrit- ten, Liebesmahle genannt, weil man sie mit dem heiligen Abendmahl gemeinschaftlich zu beschließen gewohnt war, so wie alle Unterstützungen und Almosen für leidende oder entfernte Gemeindeglieder. Der Bischof hatte das Recht zu geben oder zu verweigern; so stand es auch in seiner Gewalt, zur Strafe für Vergehungen den Christen vom Abendmahl und aus der Gemeinde zu verstoßen und ihn aller Bruderrechte zu berauben. Die Bischöfe der größeren Städte erlangten bald ein höheres Ansehen über die andern. Man nannte sie Metropolitane oder Erzbischöfe und übertrug ihnen den Vorsitz in den kirchlichen Zusammenkünften oder Sy- noden, zu welchen die Vertreter verschiedener Kirchengemeinden zur Be- rathung über ihre religiösen Anliegen zusammenkamen. Der römischen Regierung galten die ersten christlichen Gemeinden als eine jüdische Sekte. Sie wurden geduldet, wie überhaupt Achtung vor jedem fremden Kultus im Sinne der Römer lag. Augustus ließ im Tem- pel zu Jerusalem opfern; Caligula wollte sein Standbild daselbst auf- stellen, was ihm jedoch nicht gelang. In der Folge ward durch die rasche Verbreitung christlicher Gemeinschaften die Aufmerksamkeit der römischen Herrscher erregt, und sie unterlagen fortan dem Gesetze, welches ein- für allemal jede geheime Verbindung in dem römischen Staate verbot. Dies mag die Ursache sein, weshalb auch vortreffliche und milde Herrscher, wie Trajan und Marcus Aurelius, in die Reihe der Christenverfolger sich ge- stellt haben; nicht aus Haß gegen das Christenthum, sondern in der Ab- sicht, die Sicherheit des Staates zu mehren. Die Bitterkeit und Grau- samkeit, welche sich allmählich in diesen Verfolgungen kund gab, lag theil- weise in der Zeit, theilweise reizte die Standhaftigkeit und der kühne Muth der Christen in dem Bekenntniß ihres Glaubens die Gegner zu größerer Heftigkeit auf. Von den Tagen des Nero an, wo Petrus und Paulus ihren Tod fanden, bis zu Diocletian sind mehrere blutige Verfolgungen über die junge Kirche ergangen. Einige Geschichtschreiber nehmen zehn, Gibbon nimmt drei an. An Barbarei und grausamer Unmenschlichkeit findet sich in den
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