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1. Geschichte des Mittelalters - S. 150

1861 - Leipzig : Brandstetter
150 des Großen Tode, durch eines Mannes Schwäche, die höchste Gewalt auf Erden, das Kaiserthum, erniedrigt werden. Es fruchtete wenig, daß, als der älteste der Söhne des Kaisers, Lothar (dessen Land von seinem gleichnamigen Sohne noch heut zu Tage den Namen Lotharingien oder Lothringen führt), den Vater zur öffent- lichen Kirchenbuße zwang, die beiden andern, Ludwig und Pipin, sich reuevoll mit den fränkischen Großen vereinigten, den frommen Ludwig wieder ans den Thron zu erheben. Der schwache Kaiser ließ sich nach dem Tode Pipin's durch seine herrschsüchtige und ränkevolle Gemahlin zu einer abermaligen Theilnng verleiten, in welcher Lothar und Karl der Kahle vorzugsweise bedacht wurden. Jetzt zog Ludwig der Deutsche gegen den Vater zu Felde; dies brach das Herz des alten Mannes. Er endete sein Leben kummervoll und einsam auf einer Rheininsel bei Ingel- heim, dem Lieblingsaufenthalt seines großen Vaters. Als Lothar die Kaiserwürde annahm, Ludwig in Deutschland, Karl in Frankreich unabhängig herrschten, schien der Friede gesichert zu sein. Allein bald zeigte sich Lothar so sehr zu gewaltthätigen Uebergriffen geneigt, daß Ludwig und Karl sich nun gegen ihn vereinigten. Sie kamen im Jahre 842 zu Straßburg zusammen und schworen gegenseitig einen feier- lichen Eid des Inhalts: „Ans Liebe gegen Gott, für das christliche Volk und unsere beiderseitige Erhaltung, will ich von diesem Tage an und fernerhin, so lange mir Gott Wissen und Vermögen verleiht, diesen meinen Bruder aufrecht erhalten und ihm in jeder Sache helfen, wie ein Mensch mit Recht seinem Bruder helfen soll; mit Lothar aber will ich in keinen Vergleich eingehen, der mit meinem Willen dem mir verbündeten Bruder zum Schaden wäre." Nach dieser eidlichen Verbindung rückten Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle gegen Lothar. Nach einer dreitägigen blutigen Schlacht bei Fontenaille in Burgund wurde Lothar, als die fränkischen Großen ferner den Heerbann weigerten, zum Nachgeben gezwungen, worauf der Vertrag zu Verdun (843) dem Krieg ein Ende machte. Durch diesen Vergleich erhielt Lothar Italien mit der Kaiscrwürde und Lothringen, Ludwig Deutschland, Karl der Kahle Frankreich. So war die Theilnng der Monarchie Karl's des Großen und die Scheidung der Völker nach Ab- stammung und Sprache so ziemlich vollendet. Deutschland, Frankreich und Italien standen abgeschlossen neben einander; schon war die Kaiserwürde beinahe zum leeren Titel herabgesnnken. Dem Kaiser Lothar folgte dessen Sohn Lothar Ii., und diesem sein Enkel Ludwig Ii., mit welchem der Stamm Lothar's ausstarb (875). Die Kaiserkrone erhielt hernach Karl der Kahle, König von Frank- reich, und erst nach dessen Tode kam sie aus einen Sohn Ludwig's des Deutschen, Karl den Dicken (876—887), der auf kurze Zeit wieder die ganze Monarchie Karl's des Großen unter seinem Scepter vereinigte. Während dieser Zeit geriethen die fränkischen und deutschen Staaten in
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