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1. Geschichte des Mittelalters - S. 156

1861 - Leipzig : Brandstetter
156 mächtig, daß es bald ganz Skandinavien, d. i. Dänemark, Schweden und Norwegen, unter einem Herrscher vereinigte, nachdem daselbst auch das Christenthum Eingang gefunden hatte. Jetzt streckte König Suen seine gewaltige Hand nach England aus. Ethelred, ein später Enkel Alfred's, mußte das Reich verlassen und zu seinem Schwiegervater, dem Herzoge Richard Ii. von der Normandie, flüchten. Suen's Sohn, Canut der Große, vereinigte die englische Krone mit derjenigen von Dänemark und Norwegen. Seine Regierung war kräftig, weise und gerecht; die unter- worfenen Angelsachsen behandelte er mit Milde und Schonung. Er be- kannte sich öffentlich zur christlichen Religion und unternahm eine Wall- fahrt nach Rom, wo er der Krönung des Kaisers Konrad Ii. des Saliers beiwohnte. Seine Söhne Harald und Hardicanut, an Weisheit und Mäßigung dem Vater nur wenig ähnlich, machten die dänische Regierung auf's Neue auf dem britischen Boden verhaßt. Die Angelsachsen riefen Ethelred's Sohn Eduard Iii., den Bekenner (also hieß er seiner schwär- merischen Frömmigkeit wegen), der mit seinem Vater nach der Normandie geflohen war, auf den Thron. Er war jedoch zur Regierung unfähig und durch seinen längeren Aufenthalt in Frankreich für die normännisch- französischen Sitten so eingenommen, daß er ihnen, zum Verdrusse der Angel- sachsen, überall den Vorzug gab. Bei seinem kinderlosen Tode setzte er, wie behauptet wird, Robert's Ii. Sohn, Wilhelm von der Normandie, zum Thronerben ein. Die Nation aber weigerte sich, den fremden Herrscher anzuerkennen, und wählte den ritterlichen Grafen Harald, den Sohn des Dänen Godwin, der unter Eduard die Regierung geleitet, zum König. Dieser hatte, als er mit der vertriebenen Königsfamilie am normännischen Hofe lebte, dem Herzoge Wilhelm von der Normandie nicht nur das Wort gegeben, ihm nach Eduard's Tode zur Krone Englands zu ver- helfen, sondern auch schon im Voraus als künftigem Könige den Lehnseid geschworen. Als daher Harald selbst den Thron bestieg, ließ Wilhelm ihn an sein eidliches Wort mahnen und schiffte, da jener nicht darauf achtete, mit einem Heere auserlesener Ritterschaft*) nach England über. In der blutigen Schlacht bei Hastings maß sich die angelsächsische und normännische Tapferkeit. Es wurde grimmig gefochten; der sächsische Adel, die Blüthe des Landes, unter ihnen der ritterliche König Harald, blieben auf der Wahlstatt. Der Sieg entschied für die Normannen; Wilhelm I., fortan der Eroberer zubcnaunt, bemächtigte sich der Krone Englands und von jetzt an herrschte das normännische Königshaus über England (1066- 1035). Der neue König regierte mit Kraft und Klugheit, aber auch mit ge- waltiger Strenge. Die Feindseligkeit wurde durch die Verschiedenheit der Sprache und Sitten vermehrt. Die Normannen hatten ihre alte ger- *) Unter den vielen berühmten Rittern befand sich auch der von Uhland besungene kühne Taillefer.
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