1861 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Weber, Georg, Schröer, Tobias Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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mächtig, daß es bald ganz Skandinavien, d. i. Dänemark, Schweden und
Norwegen, unter einem Herrscher vereinigte, nachdem daselbst auch das
Christenthum Eingang gefunden hatte. Jetzt streckte König Suen seine
gewaltige Hand nach England aus. Ethelred, ein später Enkel Alfred's,
mußte das Reich verlassen und zu seinem Schwiegervater, dem Herzoge
Richard Ii. von der Normandie, flüchten. Suen's Sohn, Canut der
Große, vereinigte die englische Krone mit derjenigen von Dänemark und
Norwegen. Seine Regierung war kräftig, weise und gerecht; die unter-
worfenen Angelsachsen behandelte er mit Milde und Schonung. Er be-
kannte sich öffentlich zur christlichen Religion und unternahm eine Wall-
fahrt nach Rom, wo er der Krönung des Kaisers Konrad Ii. des Saliers
beiwohnte. Seine Söhne Harald und Hardicanut, an Weisheit und
Mäßigung dem Vater nur wenig ähnlich, machten die dänische Regierung
auf's Neue auf dem britischen Boden verhaßt. Die Angelsachsen riefen
Ethelred's Sohn Eduard Iii., den Bekenner (also hieß er seiner schwär-
merischen Frömmigkeit wegen), der mit seinem Vater nach der Normandie
geflohen war, auf den Thron. Er war jedoch zur Regierung unfähig
und durch seinen längeren Aufenthalt in Frankreich für die normännisch-
französischen Sitten so eingenommen, daß er ihnen, zum Verdrusse der Angel-
sachsen, überall den Vorzug gab. Bei seinem kinderlosen Tode setzte er,
wie behauptet wird, Robert's Ii. Sohn, Wilhelm von der Normandie, zum
Thronerben ein. Die Nation aber weigerte sich, den fremden Herrscher
anzuerkennen, und wählte den ritterlichen Grafen Harald, den Sohn des
Dänen Godwin, der unter Eduard die Regierung geleitet, zum König.
Dieser hatte, als er mit der vertriebenen Königsfamilie am normännischen
Hofe lebte, dem Herzoge Wilhelm von der Normandie nicht nur das
Wort gegeben, ihm nach Eduard's Tode zur Krone Englands zu ver-
helfen, sondern auch schon im Voraus als künftigem Könige den Lehnseid
geschworen. Als daher Harald selbst den Thron bestieg, ließ Wilhelm
ihn an sein eidliches Wort mahnen und schiffte, da jener nicht darauf
achtete, mit einem Heere auserlesener Ritterschaft*) nach England über.
In der blutigen Schlacht bei Hastings maß sich die angelsächsische
und normännische Tapferkeit. Es wurde grimmig gefochten; der sächsische
Adel, die Blüthe des Landes, unter ihnen der ritterliche König Harald,
blieben auf der Wahlstatt. Der Sieg entschied für die Normannen;
Wilhelm I., fortan der Eroberer zubcnaunt, bemächtigte sich der Krone
Englands und von jetzt an herrschte das normännische Königshaus über
England (1066- 1035).
Der neue König regierte mit Kraft und Klugheit, aber auch mit ge-
waltiger Strenge. Die Feindseligkeit wurde durch die Verschiedenheit der
Sprache und Sitten vermehrt. Die Normannen hatten ihre alte ger-
*) Unter den vielen berühmten Rittern befand sich auch der von Uhland besungene
kühne Taillefer.