1861 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Weber, Georg, Schröer, Tobias Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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§. 5. Die Ritterorden. — Salaüin. — Dritter Krenz-
zug. Tod Friedrich Barbarossa's.
In Palästina war das neue Königreich Jerusalem von den Türken
hart bedrängt worden. Da nach dem zweiten Kreuzzuge keiue Hülfstrup-
pen aus Europa nachgekommen waren, hatte sich die Macht der Christen
fast nur durch die Ordensritter erhalten. Drei geistliche Ritter-
orden waren entstanden, welche mit den Ritterpflichten auch die Mönchs-
gelübde der Armuth, Keuschheit und des Gehorsams verbanden und die
Verpflichtung hatten, die Pilger zu pflegen und zu schützen. Diese Orden
waren: die Johanniter oder Hospitaliter, der Orden der Tempel-
herren und der deutsche Ritterorden. Der Orden der Johan-
niter oder Hospitaliter wurde schon lange vor den Kreuzzügen von
italienischen Kaufleuten in Jerusalem gestiftet, indem sie hier ein Kloster und
Hospital angelegt und dem heiligen Johannes geweiht hatten, dessen Glieder
die Verpflichtung über sich nahmen, kranke Pilger zu pflegen und zu ge-
leiten. Nach dem ersten Kreuzzuge bildete sich aus der Anstalt ein Ritter-
orden, der sich in Ritter, Priester und dienende Brüder theilte. Sie
nahmen einen schwarzen mit weißem Kreuze bezeichneten Mantel als
Ordenskleid, und ihr Vorsteher erhielt vom Papste, der den Orden be-
stätigte, den Titel eines Großmeisters. Als in der Folge Palästina
für die Christen verloren ging, erhielt der Orden Cypern, dann Rhodus,
endlich Malta zum Sitze, wovon er den Namen Malteserorden erhielt.
Der Orden der Tempelherren entstand nach dem ersten Kreuz-
zuge, aus einer Verbindung von neun Rittern; er fügte zu den drei
Mönchsgelübden noch ein viertes, Vertheidigung der Pilger und Kampf
gegen die Ungläubigen. König Balduin Ii. von Jerusalem gab dem
Orden einen Theil seines Palastes zur Wohnung, nicht weit von der Stelle,
wo ehemals der Tempel Salomo's stand, daher sie „Tempelherren" ge-
nannt wurden. Sie trugen über ihrer geistlichen Kleidung einen weißen
mit rothem Kreuze bezeichneten Mantel. Auch dieser Orden wurde vom
Papste bestätigt und erhielt einen Großmeister.
Der deutsche Ritterorden entstand aus einem Kloster in Jeru-
salem, dessen Mitglieder sich vornehmlich mit der Pflege kranker Pilger
beschäftigten und sich „die Brüderschaft des deutschen Hauses unserer lieben
Frau zu Jerusalem" nannten. Mit dieser Anstalt verbanden später einige
Kaufleute von Bremen und Lübeck eine ähnliche Stiftung und hieraus
bildete sich dann der eigentliche sogenannte deutsche Ritterorden, der seinen
Hauptsitz, nachdem Palästina verloren gegangen war, in Mergentheim
erhielt; ein Theil des Ordens siedelte nach Preußen über und nahm seinen
Sitz in Marien bürg. Nach der Schutzpatronin des Ordens, der hei-
ligen Maria, führten die deutschen Ritter auch den Namen „Marianer."