1861 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Weber, Georg, Schröer, Tobias Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
273
Will sie mir geben hohen Math,
So thut sie tugendlichen an
Und daß mein' Freude würde gut.
Wenn ich mich von der Liebe scheide,
So muß mein' Freude ein Ende Han.
O weh, so sterbe ich leichte vor Leide,
Daß ich es je mit ihr begann.
Ich weiß nicht Franc, was Minne sind,
Mich läßt die Minne sehr entgelten,
Daß ich der Jahre bin ein Kind."
Bald nach dem Tode Konradin's kam Elisabeth, seine Mutter, nach
Italien; sie brachte Lösegeld für ihren Sohn. Als sie das Entsetzliche er-
fuhr, bat sie um die einzige Gnade, ihrem Sohne ein Grabmal errichten
zu dürfen. Auch diese Bitte wurde ihr verweigert; doch zeigt heute noch
ein weißer Stein den Ort, wo der letzte Hohenstaufe den Todesstreich
empfing, und nicht weit davon steht eine Kapelle, die man für seine Ru-
hestätte hält.
Mit Konradin war das Geschlecht der Hohenstaufen abgeschlossen.
Von Friedrich's Ii. Kindern war Heinrich und Konrad gestorben, Man-
fred in der Schlacht gefallen, Enzio im Gefängniß zu Bologna verschmach-
tet. Margaretha aber, die Gemahlin des Markgrafen Albert von Meißen,
der Unartige genannt, starb im Kloster, nachdem sie einem Mordversuche
ihres eigenen Gatten entflohen war, und im Schmerz des Abschieds ihren
ältesten Knaben Friedrich in die Wange gebissen hatte, so daß dieser in
der Folge durch die bleibende Narbe seinen Beinamen erhielt.
Fünfunddreißig Jahre früher hatte Friedrich einst an die Bürger zu
Palermo geschrieben: „Freuet Euch mit mir, denn da eine zahlreiche Nach-
kommenschaft von Kindern mich beglückt, könnt auch Ihr nie an dem
größten und ärgsten aller Mängel, an einem Könige, Mangel leiden/'
8- 10. Die heilige Elisabeth.
Eng verknüpft mit den Geschicken der Hohenstaufen und nicht minder
als seltenes Beispiel religiöser Tugendübung jener Zeit, verdient die fromme
Landgräfin von Thüringen wohl auch neben den mächtigen Herrschern des
deutschen Reiches einer ausführlicheren Erwähnung.
Elisabeth war die Tochter König Andreas' Ii. von Ungarn und
schon in ihrem vierzehnten Jahre mit dem zwanzigjährigen Landgrafen
Ludwig Iv. von Thüringen vermählt. Sie lebte aus der Wartburg, wo
kurze Zeit vorher der Sammelplatz der deutschen Dichter und Minnesän-
ger gewesen war, und wo, wie die Sage ging, unter dem Vater ihres Ge-
mahls, dem gesangliebenden Landgrafen Hermann, und der feingebildeten
Oeser's Weltgeschichte. Ii. 5. Aufl. 18