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1. Geschichte des Mittelalters - S. 278

1861 - Leipzig : Brandstetter
278 einem lateinischen Dolmetsch, der sie begleitete, vor den heiligen Ludwig zu führen. Hierzu bereit, sagte ich dem Könige: viele Männer aus Großar- menien, die nach Jerusalem pilgerten, wünschten ihn zu sehen. Er lächelte und antwortete, ich solle sie rufen. Wirklich führte ich ihm sie vor und sie freuten sich und erwiesen ihm viel Ehre; nachdem sie ihn aber wohl betrachtet hatten, befahlen sie ihn Gott und er sie desgleichen. Tages darauf setzte der König mit seinem Heere den Marsch fort und wir lagerten in Passe -Poulin, einem Orte, woselbst es gar schöne Wasser und Brunnen gab, mit denen man Rohr begoß und tränkte, aus welchen: der Zucker gewonnen wird. Als ich dort mein Quartier bezogen hatte, sagte einer meiner Ritter zu mir: „Sire, ich habe Euch eine viel bessere Wohnung verschafft, als Eure gestrige vor Acre." Das hörte ein anderer Ritter, welcher mir Tags zuvor Quartier bestellt hatte, und rief: „Ihr seid höchst verwegen, daß Ihr meinem Gebieter gegenüber etwas tadelt, was ich gethan habe!" warf sich auf den Ritter und packte ihn bei den Haaren. — Sein Erdreisten, einen meiner Leute vor meinen Augen also zu behandeln, ergrimmte mich; ich sprang auf und gab dem Ueber- müthigen einen Faustschlag zwischen die Schultern. Da ließ er den Ritter los und ich befahl ihm, im Augenblick aus meinem Quartier zu gehen; ich würde ihn, so Gott mir helfe, nimmer in meinem Hause dulden. Der Ritter verließ uns höchst traurig. Er ging zu Herrn Gilles le Brun, dem damaligen Konnetable von Frankreich, und dieser kam zu mir und bat mich, meinen Ritter wieder aufzunehmen, er bereue seine Thorheit tief. Doch ich antwortete, dazu könne ich nichts thun, wenn der Legat mich nicht meines Gelübdes entbinde. Das erzählte der Konnetable dem Legaten und bat ihn, meinen Schwur zu lösen; der Legat aber entgegnete: er habe nicht Macht, mich loszusprechen, ich hätte aus gültigem Grunde den Schwur gethan und er sei gerecht, da der Ritter sich höchlich vergangen. Das wollte ich in diesem Büchlein mittheilen, um Jedermann zu erinnern, daß man ohne gültiges Recht kein Gelübde leisten müsse. Der Weise sagt: Wer gerne und bei jedem Anlaß schwöre, der schwöre oft falsch. Vom Passe-Poulin zog der König vor die Stadt Sur, die in der Bibel Thrus genannt wird. Auch hier verspürte er wiederum großes Ge- lüsten, den nahe gelegenen Ort Baneas zu erobern und seine Leute riethen ihm dazu, wenn er nur nicht selbst mitgehe. Das fiel ihm schwer; doch bestimmte man endlich den Grasen von Anjou, Herrn Philipp von Mont- fort, Herrn von Sur, Herrn Gilles le Brun, Herrn Pierre von Cham- bellan und die Großmeister der Templer und des Hospitals mit ihren Lanzen, den Zug zu unternehmen. Gegen Beginn der Nacht waffneten wir uns und kamen kurz nach Tagesanbruch an eine Ebene vor der Stadt Baneas, die in der heiligen Schrift Cäsarea Philippi heißt. Diese Stadt liegt an der schönen Quelle Jor; in der Ebene vor der Stadt ist die schöne Quelle Dan und die Bäche dieser Quellen, die sich in ziemlicher
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