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1. Geschichte des Mittelalters - S. 331

1861 - Leipzig : Brandstetter
331 Nachdem Heinrich das Nöthigste für die Erhaltung der Ruhe in Deutschland gethan zu haben glaubte, wandte er seine Blicke nach dem bis jetzt ganz in den Hintergrund getretenen Italien. Der Gedanke, den hohen Ruhm zu erndten, die goldenen Früchte zu pflücken, nach welchen seine früheren Vorgänger so eifrig gestrebt hatten, beschäftigte Heinrich's hochfliegenden Geist von dem Tage seiner Erhebung an. In Italien waren die Zustände trauriger als je. Noch zerstörte der Kampf der Guelfen und Ghibellinen die besten Kräfte des Landes. „Wie erboste Bienenschwärme fielen die siegenden Parteien über die besiegten her." Aus diesem Jammer sich zu retten wußten die Patrioten Italiens kein anderes Mittel als die Herstellung des Kaiserreiches. „Seid wach," rief der große Dante seinen Landsleuten zu, „seid wach und erhebt Euch, Eurem Könige ent- gegen! Ihr müsset seinem Angesicht Ehrfurcht erweisen, Ihr, die Ihr aus seinen Quellen trinkt, auf seinen Meeren schisst und die Ihr die Gestade der Inseln und die Spitzen der Alpen, welche sein sind, betretet, die Ihr Euch Eures Eigenthums nicht anders als durch das Band seines Gesetzes erfreuen könnt." Heinrich ward auf dem italienischen Boden mit aufrichtiger Huldi- gung empfangen. Abermals schrieb Dante: „Nachfolger Cäsar's und Augustus', so wie Du den Rücken der Apenninen herabstiegst, stockten auf einmal die langen Seufzer, trockneten die Fluthen der Thränen; und es glänzte für Italien die neue Hoffnung des bessern Jahrhunderts, wie wenn die vielgeliebte Sonne sich erhebt." Leider sollten diese schönen Hoffnungen nicht erfüllt werden. Heinrich gedachte in edler Schwärmerei, hoch über allen Parteien stehend, sein Retteramt, im Sinne des alten Kaiserthums, gleich einem Gottgesandten zu vollziehen. Er war seiner eignen Partei, die ihn stützen wollte und konnte, nicht hülfreich genug, ohne daß er sich dadurch die feindliche be- freundet hätte. Statt sich die Zufriedenheit Aller zu erwerben, wie er hoffte und erwartete, konnte er es nun keinem Einzigen recht machen. Mit dem Vertrauen minderte sich die Macht. Aeußere Unglücksfälle kamen dazu, um seine Stellung unhaltbar zu machen. Es gelang ihm zwar, in Rom die ersehnte Kaiserkrone aus den Händen des Papstes zu erhalten, aber es war ein kurzer Triumph. Die Städte empörten sich, das Heer verließ ihn. Von König Robert von Neapel hart bedrängt, von seinen Freunden aufgegeben, starb der wohlgesinnte, ritterliche Herr am 24. August, dem Todestag Konradin's, zu B non con vento in der Blüthe seiner Jahre; vielleicht, wie die Sage geht, an Gift, welches ihm sein Beichtvater, ein verschmitzter Dominikaner, in der Hostie beigebracht haben soll. Ein italienischer Geschichtschreiber schließt die Schilderung Heinrich's Vii. mit den wohl allzuharten Worten: „Den Unverstand des deutschen Ritters, welcher, unfähig die Welt zu lenken, seine Krone nicht zu ergreifen wußte, büßten Alle, welche in alter Treue an dem Reiche
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