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1. Geschichte des Mittelalters - S. 385

1861 - Leipzig : Brandstetter
385 Zu einer zweiten Fahrt erhielt er elf Schiffe, mit welchen er' schneller als auf der ersten Reise in den Gewässern des heutigen West- indiens ankam, und Jamaika nebst den karaibischen Inseln ent- deckte. Als er aber in Hayti landete, fand er seine Kolonie zerstört. Die zurückgelassenen Spanier hatten ans unersättlicher Begierde nach Gold die Eingeborenen auf's Grausamste gequält, um sie zu zwingen, das kostbare Metall, von welchem sie kleine Ringe in den aufgeschlitzten Nasen trugen, in großer Menge herbeizuschaffen. Die Eingeborenen hatten sich darauf gegen die Spanier empört, sie angegriffen und erschlagen. Von nun an war Columbus in offenem Krieg. Er mußte, so mild und menschlich er von Gemüthe war, zu den Waffen greifen, um Gewalt mit Gewalt zu vertreiben, doch hielt er strenge Mannszucht unter den Seinigen, deren Zügellosigkeit, wie er wohl einsah, an dem Unheile Schuld gewesen war. Darüber entstand unter den habgierigen Spaniern, die in der Hoffnung großer Beute gekommen waren und sich weder zur Arbeit, noch zu Entbehrungen verstehen wollten, große Unzufriedenheit; sie suchten sich an ihm zu rächen. Als Columbus mit dem Reichthum der Natur- erzeugnisse der neuen Welt nach Spanien zurückkehrte, warf man ihm vor, daß er die Wilden besser behandle als die Spanier, und in dem neuen Welttheil herrsche, als ob er König wäre. Diese Klagen, von den Neidern und Feinden des großen Mannes benützt, fanden vor der Königin Jsabella, noch mehr bei ihrem Gemahle, Gehör. Columbus wußte sich zwar zu rechtfertigen, allein zu einer neuen Fahrt konnte er erst im Jahre 1498 eine Anzahl Schiffe mit der nöthigen Mannschaft erhalten. Der Gewinn aus den neuen Kolonien genügte den übermäßigen Erwartungen nicht, und der Verdacht, daß er sich aus den neuentdeckten Ländern ein selbstständiges Reich bilden möchte, wurde am Hofe genährt. Columbus' Seele aber war auf das weite Weltmeer gerichtet, wo er noch immer das ersehnte Asien zu finden hoffte. Unbekümmert um die Ränke seiner Widersacher ging er zum dritten Male auf die gefahrvolle, abenteuerliche Fahrt. Diesmal hielt er sich mehr südlich und gelangte zu einer Insel, die er Trinidad (Dreieinigkeit) nannte und von welcher aus er schon das feste Land zu sehen glaubte. An die Mündung des großen Orinocostromes gelangt, wurde sein Glaube Gewißheit; aber er hielt das feste Land noch immer für Asien. Darauf schiffte er nach Hayti zurück, wo ihn abermals Aufruhr und Meuterei empfing, und kaum hatte er die Ordnung hergestellt, so landete ein Bevollmächtigter der Königin, Namens Bovadilla, um die unaufhörlichen Klagen zu untersuchen, welche von den unzufriedenen Spaniern wider Columbus geführt worden waren. Isabelle meinte dadurch die Unschuld ihres Günstlings an den Tag zu bringen, die Verleumdungen seiner Feinde niederzuschlagen. Allein Bova- dilla, ein herrschsüchtiger und eitler Mann, der selbst nach der Würde eines Vicekönigs der neuentdeckten Inseln strebte, schickte sich an, ein sehr parteiisches Gericht zu halten, wobei er nur die Untergebenen des Columbus, Oeser's Weltgeschichte. Ii 5. Aufl. 25
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