1861 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Weber, Georg, Schröer, Tobias Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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schristen unterworfen; „dafür aber", sagt Herodot, „haben sie auch große
Vortheile. Denn von ihrem Vermögen zehren sie nichts und geben auch
nichts aus; sondern es wird ihnen ihr heiliges Brod gebacken uno Gänse-
und Rindfleisch bekommt ein jeglicher in großer Menge alle Tage." Die
zweite Kaste, die der Krieger, war von geringerem Einfluß und Ansehen,
obschon sie noch keine Gewerbe trieb. Kriegskunst und Bewaffnung war,
wie man an den alten Bildwerken sieht, zu einem bedeutenden Grad der
Ausbildung gelangt. Gewerbt reiben de und Ackerbauern bildeten
die untersten Kasten und die Hirten nahmen fast den Rang der indi-
schen Paria ein. Neben der Viehzucht betrieben die Aegypter mit beson-
derer Vorliebe den Ackerbau, den die Natur ihres Landes ihnen nicht
schwer machte.
Daß bei einem Volke, welches Werke von so stannenswerther Größe
hinterließ, wie die Aegypter, die Gewerbe in einem blühenden Zustande
sein mußten, ergiebt sich von selbst. Welch verschiedenartiger Arbeiten be-
durfte es, um einen Palast oder Tempel zu erbauen und mit Schmuck
und kostbaren Geräthschaften auszustatten, so wie die alten Aegypter die
Häuser ihrer Könige, die Heiligthümer ihrer Götter und die Wohnungen
ihrer Todten erbaut und ausgeschmückt haben. In diesen Werken, die wir
noch in ihren Trümmern bewundern, hat sich die ganze Summe der Ar-
beits-, Wissens- und Kunstkraft des alten Volkes verewigt. In ihrer
Gewalt und Unzerstörbarkeit verkündigen sie den Kampf des menschlichen
Geistes mit der Vernichtung. So enthält auch die ägyptische Mythologie,
in wunderliche und starre Formen geprägt, Naturanschauungen und Be-
griffe, wie sie dem Volke nahe lagen, an dessen Landesgrenze sich buchstäb-
lich Leben und Tod berührten. Denn wo der letzte Wassertropfen des
Nil hindringt, da sprießt der letzte Grashalm und darüber hinaus liegt
der ewige Sand.
Wie die Inder nahmen auch die Aegypter eiue Reihe von Götterge-
schlechtern an, die der Entstehung der Menschen vorangingen. In uralten
Königsgeschlechtern mochte der Glaube des Volkes nach der Weise des
Mythus Göttliches und Menschliches vermischen; daher die göttliche Ma-
jestät, welche den Königen beigelegt ward. Die alten Nilgottheiten sind
übrigens sämmtlich Naturgötter. Die Leben schaffende Kraft der Sonne
und die Fruchtbarkeit der feuchten Erde liegen mehr oder weniger den ver-
schiedenen Göttergestalten zu Grunde, wie sie sich in den einzelnen Theilen
des Landes, je nach Beschaffenheit des Bodens, ausbildeten. Der Sonne
galt die älteste und höchste Verehrung der Aegypter und es kann dieser
Kultus als allgemeine Grundanschauung des ägyptischen Glaubens ange-
nommen werden. Ra war der Name des ältesten Sonnengottes und die
Aegypter glaubten den andern Göttern eine besondere Ehre zu erweisen,
wenn sie ihrem Namen das heilige Wort Ra beifügten. Auch den Namen
Pharao, mit welchem die Hebräer die ägyptischen Könige benannten, leitet
man von diesem Worte ab; sie selbst bezeichneten sich ja auf ihren In-