1798 -
München
: Lindauer
- Autor: Westenrieder, Lorenz
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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cine Probe ablegte, die seinen Untergang befördert hat.
Er hatte eine zahlreiche, wohlgerüstete, und eben so mu-
ilnge Armee, die sich freudig versammelt hatte, um
wider die Normanner, welche sich zu Haslvv an der
Maas verschanzt hatten, zu ziehen. ^ Der Sieg schien
gewiß zu seyn, als er von den Normännern mir einer
großen Summe Gelds-, und mit Abtrettung eines Theils
von Frießland den Frieden erkaufte. Dieß zog ihm die
Verachtung aller Nationen zu, und als bald nachher,
nämlich im I.887 Zu Tribur (einem noch itzt im darm-
städtischen Amt Rüsselheim zwischen Oppenheim und
Mainz gelegenen Ort) eine Reichsversammlung veran-
staltet ward, traten die Stande der damaligen fünf
deutschen Hauptnationen, dervaier, Franken, Sach-
sen, Thüringer, und Schwaben, von ihm ab, und
wählten den Herzog von Kärnthen Arnulph ( einen
Sohn des im I. 882 verstorbenen Königs Karlmann
in Baiern) zu ihrem gemeinsamen König, ohne sich um
Frankreich und Italien zu bekümmern. Die franzö-
sische Nation folgte diesem Veyspiel, so, daß seit dieser
Zeit Deutschland und Frankreich zwey getrennte, un-
abhängige Reiche geblieben sind.
Dieses baldige und erbarmungswürdige Ende
nahm der rechtmäßige Stamm des hocherhabnen Ge-
schlechts der Carolinger. Sie wurden mit einer Art
von Wiedervergeltung eben so vom Throne herabgesetzt,
wie ihr Urgroßvater Pipin imi. 752 denselben bestiegen
hat (S. 28). Carl, der Dicke, büßte gleichsam für alle.
Seine Armuth gieug, bald nach seiner Entsetzung, so
weit, daß es ihm am täglichen Unterhalt, sein Leben
zu fristen, und an einem Obdach mangelte, sich wi-
der die Thiere des Waldes, und wider die Witterung
zu schützen. Er bat seinen Nachfolger, ihn nicht
verhungern zu lassen, starb aber bald darauf im I.
888 den 12. Jäner. Auch Arnulph, der Deutschen
König, starb im I. 899, und ihm folgte sein Sohn
Ludwig, genannt das Kind, uubeerbt, im 1.911. (In
Frankreich erlosch mit Ludwig V. das earolingische
Geschlecht vollends im I. 987.)
L)ent-