1798 -
München
: Lindauer
- Autor: Westenrieder, Lorenz
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Sjjffir Conradin erloschen auch dessen Herzogthümer
Schwaben, Franken, und Elsaß. Nicht nur
die größer« fürstlichen und bischöflichen Stände, son-
dern auch die Vorsteher der Klöster, Ritter, und so-
gar Bürger der Städte erklärten sich für unabhängig
und reichsfrey, und niemand war mächtig genug, sie
daran zu stören; daher in diesen dreyen" Ländern die
Anzahl der Reichsstädte und Reichsprälaturen ausser-
ordentlich beträchtlich, und das System der umnit-
relbaren Reichsritterschaft am Rhein, in Schwaben,
und Franken entstanden ist.
Während sich aber überhaupt im ganzen Deutsch-
land die großen Herzoge, Erzbischöfe, Bischöfe, Gra-
fen, und Freyen in die Wette bemühten, auf dem
Thron von Deutschland, nachdem selber von der
Uebermacht der Kaiser erledigt war, die Freyheit und
Gesetze immer mehr zu befestigen, trat allmahlig in
der Mitte der deutschen Länder eine neue Macht her-
vor, von welcher es das Ansehen gewann, als sollte
der Kaiser nebst allen Fürsten und Herren Deutsch-
lands vor ihrem Ansehen sich beugen müssen. Es
waren die Bürger deutscher Städte, deren Geschichte
überaus rühmlich für Deutschland, und ungleich
wichtiger, als alle Geschichte der Fürsten und Her-
ren ist.
Wir haben (S. 43.) gehört, wie sich, haupt-
sächlich durch eine weise Veranstaltung des deutschen
Königs Heinrichs I, jeder neunte freye Mann in eine
Gesellschaft vereinigte, und entweder einen bis dahin
ganz leeren, oder schon etwas bevölkerten Ort, der
nunmehr mit einer Mauer umgeben, und eine Stadt
genannt wurde, bezog. Jeder dieser freyen Männer,
oder Edellcute brachte seine Angehörigen, und leibeig-
ne Knechte, so wie er sich von denselben auf dem
Land harre bedienen lassen, mit sich. Diese Knechte
besaffen kein Eigenthum, und gewannen auch alles,
was