1858 -
Berlin
: Nauck
- Autor: Wernicke, Carl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
I. Abschn. Von -176—814 n. Ehr- 3. Kap. Das fränkische Reich. 87
des Verbrechen konnte mit Geld abgebüßt werden (Wehrgeld), und die
Größe der Summe richtete sich nach dem Stande. So war z. B. bei
den salischen Franken die Strafsumme für den Mord eines freien Fran-
ken über viermal so groß, als für den Mord eines zinsbaren Römers,
der nur mit dem Diebstahl eines Habichts u. dgl. gleichen Werth hatte.
Zum Beweise der Schuld oder Unschuld des Angeklagten dienten Zeu-
gen, Schwüre und Gottesurtheile oder Ordalien (Feuerprobe, Wasser-
Probe, Keffelfang, Kreuzesprobe und Zweikampf).
. §. 7f.
Karl der Große. — Auf Pipin folgte im Jahre
768 —814 fein Sohn Karl der Große. Er regierte an-
fangs gemeinschaftlich mit seinem Bruder Karlmann, mit
dem er schon in seinem zwölften Jahre vom Papst Stephan
zum Könige gesalbt war; nach Karlmanns bald erfolgtem
Tode erhielt er aber mit Uebergehung der Söhne desselben
allein die Regierung. Während des größten Theiles dersel-
den war er in Kriege verwickelt, namentlich gegen die heid-
nischen Sachsen, die durch fortwährende Einfälle das Reich
beunruhigten, und gegen die er oft blutige Kriege führen
mußte (Hinrichtung von 4500 Sachsen bei Verden an der
Aller). Erst nachdem ihr Herzog Wittekind sich hatte tau-
fen lassen, unterwarfen sie sich i. I/ 803 der fränkischen
Herrschaft und nahmen das Christenthum an. Beides be-
festigte Karl nun durch Anlegung von Landstraßen, Burgen,
Schulen und von Klöstern, so wie durch Errichtung von
acht Bischofssitzen (Minden, Paderborn, Osnabrück, Münster,
Bremen, Verden, Hildesheim und Halberstadt). —
Gleich nach dem ersten Kriege mit den Sachsen wurde
Karl voku Papst Hadrian gegen den Longobardenkönig De-
siderius zu Hülfe gerufen. Schon Pipin hatte dem Papst
Stephan gegen die Langobarden beigestanden, und das ero-
berte Land i. I. 755 dem Apostel Petrus zum Geschenk ge-
macht (Anfang des Kirchenstaats). Desiderius, ent-
rüstet darüber, daß ihm Karl d. Gr. seine Tochter Deside-
rata, mit der er vermählt war, zurückgeschickt hatte, forderte
von Hadrian die Krönung der Söhne Karlmanns, und fiel
ihm, da er sich dessen weigerte, in's Land. Da zog Karl
über die Alpen, eroberte Pavia, schickte den Desiderius in's
Kloster und machte i. I.
774 dem Longobardenreiche ein Ende, indem er sich selbst
die eiserne Krone aussetzte. — Vier Jahre später zog Karl,
von maurischen Fürsten gegen Abderrhaman zu Hülfe geru-
fen, nach Spanien, eroberte Pampluna und Saragossa,
und gründete die spanische Mark zwischen den Pyre-
näen und dem Ebro (Tod Rolands durch die Basken im
Thale von Roncesvalles); auch gegen die Milzen in der
Mark und gegen die Avaren in Ungarn führte er glückliche