Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Töchterschulen - S. 164

1858 - Berlin : Nauck
164 Neuere Geschichte. schlugen i. I. 1648 das kaiserliche Heer bei Augsburg, und der Graf Königsmark eroberte die Kleinseite von Prag; aber Deutsch- land sehnte sich nach dem Frieden. Schon seit d. I. 1643 wurde deshalb zu Münster und Osnabrück unterhandelt, und endlich kam am 24. October 1648 der westfälische Friede zu Stande, der den dreißig- jährigen Krieg beendigte. Durch diesen Frieden wurde der Religions friede v. I 1555 auch auf die Reformirten ausgedehnt, und den Protestanten wurden ganz gleiche Rechte mit den Katholiken zugesichert. Wegen des Besitzes geistlicher Güter wurde das Jahr 1624 als Normaljahr bestimmt. Als Entschädigung erhielt Schweden 5 Millionen; außerdem er- hielt es den größten Theil von Pommern und einige andere deutsche Besitzungen; Frankreich dagegen erhielt den Elsaß mit dem Sundgau und den Festungen Breisach und Philippsburg. Die Schweiz und die Niederlande wurden als unabhängig anerkannt. Der Besitz- stand der deutschen Fürsten wurde vielfach geändert; die Pfalz erhielt die achte Kurwürde, sämmtlichen Reichslürsten aber, deren Macht durch die stehenden Heere immer mehr wuchs, wurde die Landeshoheit bestätigt und das Recht zugestanden, mit auswärtigen Staaten Bündnisse zu schließen und Krieg zu führen. Dadurch wurde die Einheit Deutschlands vernichtet, und es zerfiel in mehr als 300 kleinere und größere Staaten, die dem Einfluß fremder Völker und besonders Frankreichs Preis gegeben waren, das sich immer mehr nach dem Rhein hin ausbreitete. Dieser Einfluß zeigte sich auch in deutscher Kunst und Wissenschaft, so wie in der Sprache und den Sitten der Deutschen, die sich ganz nach den französi- schen bildeten. Französischer Luxus herrschte selbst in den Familien deutscher Bürger, und deutsche Zucht und Sitte gingen immer mehr verloren. Die alten Tugenden des deutschen Volkes waren dahin, sein Selbstgefühl untergraben, sein bedächtiger Ernst in Trägheit ausgeartet; aber Schwelgerei, Derbheit und Unbeholfenheit waren geblieben. Mit der Befestigung der fürstlichen Macht sank auch die Wichtigkeit der Städte immer tiefer, und großentheils verloren sie ihre Freiheiten. Ackerbau, Gewerbfleiß und der noch im Anfänge des 16. Jahrh. so blühende Handel (die Fugger und Welser in Augsburg) waren während des Krieges gänzlich gesunken; von der 4 Hansa waren nur noch Hamburg, Lübeck und Bremen übrig geblie- den; das ganze Land war verödet und der Hälfte seiner Bewohner beraubt, und während Deutschlands Macht gebrochen war, erhob sich Frankreich zum einflußreichsten Staate in Europa.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer