1810 -
Berlin
: Hayn
- Autor: Stein, Karl
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Zweiter Zeitraum. 27
ein vom Volk geehrter Greis setzte sich unter das Stadt-
thor, da kamen denn die Leute mit ihren Streitigkeiten
zu dem Alten, und ließen ihn darüber laut entscheiden,
so daß Jeder zuhören konnte. So ein öffentliches Ge-
richt war allerdings gut, denn der Richter durfte kein
ungerechtes Urtheil sprechen, wenn er nicht wollte, daß
man ihn schelten und verspotten sollte, und lügen durf-
ten die Kläger oder Beklagten auch nicl)4, denn in der
Volksmenge waren immer Personen, welche von der
Sache wußten, aber es kamen doch zuweilen solche Pro-
zesse vor, daß die ungelehrten Richter nicht wußten, wer
eigentlich Recht habe. So mangelhaft waren die vor-
handenen Gesetze.
Ihr Reichthum bestand in Heerdes von Rindern,
Eseln, Schaafen, Ziegen und Kameelen.
Die Schreibekunst war ihnen noch nicht bekannt,
aber die Dichter erzählten dem Volke Begebenheiten
aus der Vorzeit in Gesängen, die nicht gereimt waren,
aber verständlich vorgetragen und von Instrumenten
begleitet wurden; an Instrumenten besaß man damals
Cyther, Harfe, Trompete und Paucke. Der Tanz war
nur bei festlichen Gelegenheiten erlaubt, am meisten
sprang man, Gott zu Ehren, im Tempel umher.
Ein Mann nahm zwei, drei Frauen, und noch
mehr, wenn er reich und vornehm war. Der älteste
Sohn war seiner Eltern erster Erbe, die andern Söh-
ne erhielten weniger, die Töchter gar nichts, sie muß-
ten dienend ihren Unterhalt erwerben. Zu den häus-
lichen ^Verrichtungen hielt man Leibeigne, die man
kaufte wie wir die Pferde. Dem großen Gott opferte
man Thiere und zuweilen gar Menschen, wie Ihr beim
Abraham gesehen habt. Wenn ein Kranker gestorben