1836 -
Stuttgart
: Belser
- Autor: Bauer, Ludwig Amandus
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Die Chinesen.
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ihrem Gefolge. Immer halte er sich das erhabne Bei-
spiel eines Pao und Schun vor Augen; nie versäume
crs, dem Himmel, der Erde und den Ahnen zu opfern;
nie lasse er cs sich beigehen, die weifen Gebräuche der
Vorzeit hintanzusehcn, sondern stets scy er bemüht, Len
Ackerbau und die Künste des Friedens zu begünstigen,
die Besten des Landes um seinen Thron zu sammeln und
unter ihrem Bcirathe und durch sie das Reich als ein
Vater zu verwalten.
Zwei wesentliche Vorzüge können dieser Lehre wohl
kaum abgesprochen werden. Sie geht von dem Glauben
an ein einiges höchstes Wesen aus, dessen geistige,
oder doch wenigstens gestaltlose Natur keinen Bilderdienst
zuläßt, und sie fordert mit dem cntfchiedensten»Nach-
druck eine Tugend, die sich zum allgemeinen Besten durch
Thaten kund gebe. Jedoch darf ebensowenig übersehen
werden, daß hiemit der Abgötterei in Beziehung auf nie-
drigere Wesen noch keineswegs vorgebaut, daß vielmehr
durch Vergötterung des Menschen die abgöttische Vereh-
rung der Ahnen, welche später überhand nahm, unläug-
bar befördert, und daß selbst die so streng gebotne Tu-
gend als bloßer Staatszweck ausschließlich auf den Nu-
tzen berechnet worden ist. „Der Kaiser soll, gebunden
an ein unüberschreitbares Ritualgcsetz, mit Hülfe der
Weisen regieren," dies; ist in Wahrheit der Kern und
der einzige Zweck der kongfutseanischen, sowie überhaupt
aller chinesischen Moral. Gleichwie das Familienhaupt
als Priester den Geistern und Göttern des Hauses
dient, so sollen allgemeine Opfer nur durch den Kai-
ser, der als Vater auch Priester des Volkes ist, oder
durch solche, die er ausdrücklich beauftragt hat, darge-
bracht werden können; der Kaiser ist der Abglanz und
Vertraute des Himmels, die Herrlichkeiten der Erde aber
möchten, wiewohl in aller Demuth, die Gelehrten des
Bauer's Gesch. I. Bd. 3