1836 -
Stuttgart
: Belser
- Autor: Bauer, Ludwig Amandus
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Die Völkerwanderung.
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hängig: kurz, die Präfektur Gallien war fast gänzlich ver-
loren, als Honorius den 27. August 425 starb. Indes; war
der fromme brittische Mönch P c l a g i u s , der durch die Er-
munterung , das; Jeder gut werden könne, sobald er
wolle, dem Verderbnis; der Zeit zu steuern suchte, 409
mit seinem Freunde Cälcstius von Rom nach Afrika
geflohen, wo er als Ketzer anrüchig wurden Bischof
Augustinus von Hippo (gcb. 354, ge st. 430), ein
energischer Feuerkopf, welcher sogar den wilden Douatisten
Respekt einflößte, wendete seinen ganzen Einfluß daran,
ein Anathema auszuwirkcn, und 418 konnte die pelagia.
nische Lehre im Occident, 431 auch im Orient als ver-
worfen gelten. Sie hatte sich im Streit folgcndcrgestalt
entwickelt: „keine Erbsünde, Gutes und Böses gleich
möglich, Jeder fähig zur Seligkeit', im Christenthume aber
noch ein höheres Glück geboten, wozu die Taufe nvth-
wendige Bedingung; und wie früher das Gesetz eine Hin-
leitung zum Guten, so jetzt Lehre und Beispiel Christi
und Gnadenwirkungen, die jedoch dem Entschlüsse des
Willens erst folgen; Gottes Vorhcrbestimmung also ge-
gründet auf ein Vorhersehen dessen, was der Mensch
thun wird." Augustin dagegen gerieth auf folgende Be-
hauptungen : „durch Adams Sünde sey idte menschliche
Natur völlig verderbt, von ihm die an sich schon ver-
dammliche Erbsünde auf Alle übergegangen, und den
Menschen daher nur noch zum Bosen freien Wille gelas-
sen; aus der verderbten Masse habe Gott von Ewigkeit
her Einige durch Christum zu retten beschlossen; in den
Auserwählteu wirke folglich unwiderstehliche Gnade den
Glauben, während die Ucbrigen gerechter Verdammniß
anheimfallen." Obgleich der Occident unter die starre
Cvnseguenz dieser Sätze sich beugte, so fanden sie doch
auch hier bald Widerspruch, und zwar in Marseille unter
den Mönchen, deren Ucbungen allen Werth verloren,
wenn es eine unwiderstehliche Gnade gab; Johannes
Cassianus (gest. 448) schlug zuerst -en sogenannten
semipelagianischen Mittelweg ein, daß die allerdings im