1836 -
Stuttgart
: Belser
- Autor: Bauer, Ludwig Amandus
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
\
Die Zelt der Karolinger. 425
ein nachtheiliges Licht zu werfen, und so überlegte sie cs
nicht, wie sehr sie den Kaiser dadurch bloßstellte, und sich
selbst schadete. Noch mehr schadete sie sich durch ihrder-
hältniß zu B e r n h a r d , einem Urenkel Childc-
b r a n d s, des Bruders von Karl M a r t e l l, Grafen
von Barcetlona und Septimanien, welcher jetzt den größ-
ten Einfluß am Hofe erhielt, und rücksichtslos gegen alle
Männer der Gegenparthei verfuhr, die ihn dafür eines
ehebrecherischen Umgangs mit der Kaiserin beschuldigte,
und sogar zu behaupten wagte, der im Jahre 823 von
Judith gcbvrnc Prinz Karl sey nicht Ludwigs, sondern
Bernhards Sohn. Nichtsdestoweniger erkannte ihn
Ludwig an, und obgleich das Reich bereits vertheilt
war, so gicng er doch ernstlich damit um, auch ihm
einen Theil desselben zuzuwenden. Er wies ihm demge-
mäß Alemannien als Kern weiterer Vergrößerung
an, und wußte hiezu sogar Lothars Einwilligung zu
gewinnen (829). Doch dessen Große mißbilligten den
Schritt, und da Bernhards Gewaltthätigkeit die Un-
zufriedenheit noch vermehrte, so brach, als Ludwig
gerade einen Zug gegen die Bretagner machte, eine
Empörung aus, woran Pippin und Lothar, der Er-
stere öffentlich, der Andre unter der Hand Theil hatten.
Die Absicht war, Ludwig zu nöthigen, daß er die Regie-
rung niederlcge, und wirklich gelang cs ihnen, Bern-
hard zu vertreiben und die Kaiserin zu entfernen, welche
in ein Kloster geschickt wurde; ein Reichstag sollte das
Uebrige entscheiden. Da aber Ludwig es durchsetzte,
daß derselbe in Deutschland gehalten wurde (830), und
hier eine große Menge dem Kaiser ergebner Deutschen
Zusammenkam, so ward er plötzlich wieder der Ueberleg-
ne, und Lothar selbst mußte als Richter seinen eignen
>