1836 -
Stuttgart
: Belser
- Autor: Bauer, Ludwig Amandus
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Das sächsische und makedonische Kaiserhaus. 545
thar, dem ein solches Vasallenverhältniß höchlich mißfiel,
stürmte daher plötzlich nach Aachen, trieb den Kaiser,
welcher des baierischen Krieges wegen von Truppen ent-
blößt war, in die Flucht, und drehte den Adler auf
Karls des Großen Pallast gegen Frankreich hin, zum
Zeichen, daß Lotharingen nunmehr unter sranzösischer
Herrschaft stehe. Sobald aber der baierische Krieg zu
Ende war, sammelte Otto Ii. seine ganze Macht, und
drang mit 60,000 Reitern unaufhaltsam bis Paris vor.
Freilich mußte er bald wieder auf den Rückzug denken,
welcher nicht ohne bedeutenden Verlust bewerkstelligt wer-
den konnte. Nichtsdestoweniger hatte der Schrecken heil-
sam gewirkt; denn 980 kam Lothar mit Geschenken zu
Otto Ii., leistete Genugthuung und überließ Lotharin-
gen den Deutschen; Karl verwaltete das Land nun wirk-
lich als des Kaisers Vasall, wurde jedoch deßhalb 987 durch
die französischen Großen von der Thronfolge ausgeschlossen.
Solche Kriege hatten Otto Ii. bisher verhindert, Jt a-
lien zu besuchen, das er als Kaiser nicht aus den Au-
gen lassen durfte, und wo bereits wieder verschiedne Be-
wegungen Statt gesunden hatten. Denn kaum gelangte
die Nachricht von Ottos!. Tode nach Rom, als die Römer
ihre alten Unruhen begannen. Schon vorher war Jo-
hann Xiji. gestorben, und aus ihn Benedikt Vi. ge-
folgt. Gegen diesen Pabst erhob sich eine Parthei
in Rom, an deren Spitze der Kardinal - Diakonns *)
Franco stand. Franco nahm den Pabst gefangen, ließ
ihn im Kerker verhungern, oder erdrosseln, und bestieg
selbst unter dem Namen Bonifacius Vii. den römi^
*) Kardinale hießen im altkirchlichcn Sinne die ordentlichen Geist,
lichen einer Kirche (Incardinati).