1838 -
Stuttgart
: Belser
- Autor: Bauer, Ludwig Amandus
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Ludwig gegen Holland.
zumal da er hörte, Johann de Witt sey für den Augen-
blick unfähig zu Geschäften; denn fanatische Vaterlands-
freunde hatten ihn als vermeinten Anhänger der Franzo-
sen überfallen und verwundet. Ludwig verlangte, die Re-
publik solle Alles abtreten, was nicht zu den 7 Provin-
zen gehöre, dem französischen Volk ausserordentliche Be-
günstigungen zugestehen, die Katholiken den Evangelischen
gleichstellen und 16 Millionen Kriegskvsten zahlen. Zor-
nig wies der Unterhändler de Grovt solche Forderungen
zurück, und die ganze Einwohnerschaft raffte sich tumul-
tuarisch zum Widerstande auf. De Witt, immer noch
französischer Gesinnung verdächtig, und doppelt gehaßt,
weil er den gescheiterten Meuchelmord allzustrenge bestraft
hatte, konnte es nicht mehr verhindern, daß im Juli 72
die Staaten von Holland und Seeland Wilhelm Iii.
zum Statthalter erwählten. Ein entscheidender Schritt!
Voll der Klugheit und Kraft seines Urahns, verachtete
der Oranicr das Erbieten Frankreichs und Englands, ihn
zum Herrn der 7 Provinzen zu machen, setzte das nah-
bedrohte Amsterdam in Vertheidigungsstand, öffnete
rings umher die Schlcussen, und suchte in der Nähe und
Ferne Bundesgenossen. Leider wird jenes ruhmvolle Wir-
ken durch die wenigstens mittelbare Theilnahme des Prin-
zen an einer Greuelscene im Haag verdunkelt. Cornelius
de Witt, Bürgermeister zu Dvrdrccht, ward vor dem
Hofe von Holland angcklagt, einen Mörder gegen Wil-
helm gedungen zu haben: er verneinte oieß standhaft,
sogar als man ihn folterte, und kein Beweis gegen ihn
kam auf; aber man hielt ihn gefangen, und berief sei-
nen Bruder, den Rathspensionar, als hätte Cornelius
diesen zu sprechen verlangt. Kaum war Johann gekom-
men, so umringte der fanatisirte Pöbel am 20. August
das Gefängniß, erbrach die Thüren, riß die Brüder un-
ter furchtbaren Verwünschungen heraus, und tödtete sie
auf die grausamste Weise: ihre Leichname wurden zer-
stückt, verkauft, zum Theil von den Blutmenschen ver-
zehrt. Der Mord blieb ungestraft: ein Barbier, der