1838 -
Stuttgart
: Belser
- Autor: Bauer, Ludwig Amandus
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Vierzehntes Hauptstück.
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eintraten. 1739 befehligten Wallis und Graf Neip-
pcrg, Jener nach Vorschriften des Kaisers, Dieser nach
geheimen Instruktionen Maria Theresias, die, den Tod
ihres Vaters voraussehend, der Türkenfehde um jeden
Preis entledigt seyn wollte. Daher blieb Neipperg mit
dem größer» Theile des Heers diesseits der Donau, wäh-
rend Wallis mit der Reiterei am 22. Juli den bei Krohka
postirten Großwesster angriff. Nach der unvermeidlichen
Niederlage des vstreichischen Generals bekämpfte der Groß-
wcsster im Angesichte der Kaiserlichen die Festung Bel-
grad. In seiner Bestürzung sandte Wallis den Oberst
Groß nach dem türkischen Lager, und der noch bestürz-
tere Groß sagte sogleich Belgrad als Pfand des Friedens
zu. Inzwischen erhielt Neipperg eine Depesche vom Kai-
ser: "er habe erfahren, daß es schlimm stehe, und wolle
dcßhalb ihn als Friedensstifter bevollmächtigen,« Wunder
glaubend, was dieß für eine Ehre sey, eilte der Graf,
ohne irgend etwas von Groß zu wissen, ohne nur für
seine eigne Person Sicherheit verlangt zu haben, gera-
denwegs zum Wessier: man behandelte ihn als Gefang-
nen, und staunte nicht.wenig, wie er sich erdreisten kön-
ne, die Uebergabe Belgrads zu verweigern. Er glaubte
daher, diese Festung müsse bereits nahe an der Kapitu.
lation seyn. Zu allem Unglück war der französische Ge-
sandte Villeneuve im Lager, der unter dem Schein,
als wollte er den« armen Neipperg aus der Verlegenheit
helfen, die Sache immer mehr zum Nachtheile Oestreichs
gestaltete. Hieraus erklären sich die Präliminarien: „der
Kaiser werde Belgrad, Sabatsch, Insel und Festung Or-
svwa, die durch Eugen eroberten Theile Serviens und
Bosniens sammt der Wallachei bis zur Aluta an Sultan
Mahmud abtrcten." Während dieß geschah, traf bei
Wallis ein östreichischer Kourier ein; Wallis wies ihn
nach Siebenbürgen; in Siebenbürgen fand er natürlich
den Neipperg nicht, sondern erst auf dem Rückwege von
dort; viel zu spät also ersah der Gras aus den Depe-
schen, daß der Friede nicht übereilt werden solle. Was