1839 -
Stuttgart
: Belser
- Autor: Bauer, Ludwig Amandus
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Neuntes Hauptstück.
Revolution der Mode bewirkt, Puder, Zopfe und Haar-
beutel verdrängt hatten, machten militärischer Kleidung
Play, und eine Verordnung vom 17. Febr. zerriß zu
Gunsten der Centralisation den Cvmmunalverband: an
die Stelle der Admiuistrativbehörden kamen einzelne Be-
amten, Präfekten in den Departements, Unterpräfekteu
in den Distrikten, Maires in den Gemeinden: alle wur-
den von der Regierung ernannt, und streng beaufsichtigt:
Berathungcn der Bürger unter sich galten als Empö-
rung. Aber auch das Freudenfest am Todestage Lud-
wigs Xvi. und der Zwang zur Decadenfeier hörte auf;
der Vernunftgottesdienst sank in Verachtung; eingesperrte
oder deportirte Priester erhielten, sobald sie der Regie-
rung Treue schwuren, Freiheit und Sold, und die Emi-
grantenliste ward geschloffen.
Der starke Arm, welcher im Innern die Revolution
bändigte, waffncte sich nun auch wider den von auffen
Drohenden Feind. Siegreich auf italiänischem Boden,
wollten 140,000 Oestreicher von dorther die französische
Republik erschüttern. Mit Uebermacht schlug Melas am
18. April 1800 bei Voltri den General Massena, drängte
ihn sammt dem linken Flügel nach Genua, schloß die
seewärts von den Engländern blokirte Stadt auf der
Landseite durch Truppen unter General Ott ein, und
verfolgte, während am 7. Mai Nizza, am 11. Savona
fiel, den rechten Flügel unter Suchet bis zum Gränz-
fiusse Var, von wo er in die Provence einzubrechen, und
durch zwei Ausgewanderte, Pichegru und Willot, Süd-
frankreich für die Bourbons aufzuwiegeln im Sinne hatte.
Doch auf den ersten Blick erkannte Napoleon, daß Mi-
nister Thugut die Rheingränze verwahrlost habe, daß
die gegen englische Subsidien von Pfalzbayern, Wirten-
berg, Maynz und dem schwäbischen Kreis gestellten Trup-
pen bei weitem nicht hinreichen werden, um das schwache
Heer unter Kray zu vervollständigen, und daß auch dieser
wackre Feldherr keineswegs den Erzherzog Karl ersetzen
könne, der sich krank oder verstimmt vom Schauplatze