1859 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Kurts, Friedrich, Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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sie, ihre Wohnungen an dem Tage der Huldigung zu erleuchten, während in
ihren Herzen Nacht und Kummer war. Als der Reichstag (in Grodno) in
die Abtretung willigen sollte, erhoben sich alle Stimmen laut dagegen; es
war der letzte, aber vergebliche Schrei eines unterdrückten Volkes. Russische
Bajonette und Kanonen umringten den Reichstag, und zwangen ihn zur
Unterschrift. Viele edle Polen verließen das schmählich entweihte Vaterland,
um bessere Zeiten im Auslande zu erwarten; Alle vertrauten auf einen
Mann, der allem das Vaterland zu retten vermöchte, wenn es noch einmal
zu retten sei.*)
Dieser Mann war Kosciusko, aus Litthaueu gebürtig, der Sohn eines
unbegüterten Edelmanns. Nach fleißig hingebrachter Jugend nahm er Kriegs-
dienste erst im polnischen, dann im französischen Heere. Als aber der nord-
amerikanische Freiheitskampf begann, zog ihn sein Herz nach Nordamerika,
wo er mit La Fahette gegen die englischen Unterdrücker focht. Daß er später-
hin an der Spitze der Polen den Russen entgegen ging, haben wir schon
gesehen; mit tiefem Schmerze sah er sein theures Vaterland herabgewürdigt.
Als er den Säbel in die Scheide steckte, ries er: ,,Gebe Gott, daß ich ihn
noch einmal für das Vaterland ziehen kann!"
Diese Zeit erschien. Noch im Jahre 1793 reiste er in Polen umher,
erforschte die Gemüther, und wies den patriotisch Gesinnten Krakau als
Versammlungsort an. Keiner verrieth das Geheimniß. Aber im Frühling
1794 standen die Polen plötzlich auf. Madalinski erhob sich (im März)
in Pultusk, Kosciusko selbst in Krakau, überall flatterte die Fahne der Em-
pölmg, wenn wir die letzte Anstrengung eines ungerecht unterdrückten Volkes
so nennen wollen. Ueberrascht rückten Russen und Preußen gegen die Polen,
wurden aber von den Tapfern zurückgeschlagen, und die Erbitterung des
Volks gegen seine Unterdrücker war so groß, daß in Warschau am Grünen
Donnerstage (17. April) 1794 gegen 2300 Russen erschlagen wurden, und
der russische General Jgelström sich nur durch die schleunigste Flucht retten
konnte.**) Eine kühne Begeisterung für Freiheit hatte das Volk ergriffen;
schnell wurde die Stadt befestigt, weil man hier einen Angriff des russischen
Heeres erwarten mußte, und wetteifernd halfen alle Stände und jedes Alter.
Wirklich zog sich auch der ganze Krieg nach dieser "Stadt. Kosciusko hielt in
der Ebene vor derselben, ein preußisches Heer zog herbei, und belagerte die
Stadt; aber nach zwei Monaten zogen die Preußen wieder ab, weil die er-
warteten Russen nicht eingetroffen waren, und das Land hinter ihnen sich
erhoben hatte.
Kaum waren die Preußen abgezogen, so rückten die Russen unter Suwa-
row heran; denn Katharina liebte, allein zu handeln. Kosciusko eilte ihnen
*) Man vergesse aber, wenn wir das Schicksal Polens beklagen, nicht, daß es sein
Unglück selbst verschuldet habe. Nicht allein die bekannte Uneinigkeit hat Polen gestürzt,
sondern auch die schändliche Berrätherei reicher Polen. Die Grafen Branicki, Rzewnski,
der König Stanislaus, Felix Potvcki, Malachowski, und viele Andere nahmen russisches
Geld für ihre Verräthereien.
**) Der blutige Kampf dauerte
wurden zu Gefangenen gemacht.
noch 2 Wochen in Warschau fort, und 1700 Russen
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