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1. Neueste Geschichte - S. 65

1859 - Leipzig : Fleischer
1 65 vielem Blutvergießen ein Ende machten. Das Königthum wurde nun auch hier abgeschafft, und eine parthenopeische Republik eingeführt.*) Weit ungerechter behandelte das Direetorium den König von Sardinien, Carl Emanuel. Ob sich dieser gleich in alle Launen der Franzosen gefügt hatte, so gaben sie ihm doch Schuld, daß er insgeheim mit Neapel einver- standen gewesen sei. Er mußte sein ganzes Gebiet auf dem festen Lande an Frankreich überlassen, und nach Sardinien auswandern, eine empörende Ge- waltthat! Auch dem Großherzoge von Toskana (Ferdinand) wurde der Krieg erklärt und das Land weggenommen. Ganz Italien war nun in den Händen der Franzosen. Indessen hatten Oestreich und Rußland ihre Rüstungen vollendet. In Rußland war Katharina Ii. 1796 gestorben, und ihr Sohn, Paul (1796— 1801), war ihr gefolgt. Eiu sonderbarer Mann! Als ein wüthender Feind der französischen Revolution, war ihm zugleich jede Freiheit verhaßt. Er meinte, nur dann könnte die Welt bestehen, wenn die Unterthanen in tiefster Unterwürfigkeit sclavisch die Befehle ihres Herrschers vollzögen. Dabei war er voll Launen, widerrief heute das, was er gestern gewollt, und hatte oft die wunderlichsten Einfälle. Bon seiner Würde als Kaiser hatte er. die über- triebensten Begriffe. Alle z. B., welche ihm begegneten, mußten niedersallen, selbst die, welche in einem Wagen oder zu Pferde saßen. Wer vor seinem Palaste vorbeiging, mußte den Hut abzieheu, und selbst dem kaiserlichen Wap- pen mußten Ehrenbezeugungen erwiesen werden. Da er wußte, daß die republikanischen Franzosen alles Steife aus der Kleidung verbannt hatten, so glaubte er, schon in einer einfachen Kleidung stecke Jakobinismus, und ver- bot streng, daß in Rußland Keiner einen runden Hut, kurz abgeschnittene Haare, Schuhbänder oder einen französischen Frack trüge. Auch wurden die meisten ausländischen Bücher verboten, und Alle streng bestraft, die nach seiner Meinung zu frei gesprochen hatten. Er ließ sich von den in Rußland wohnenden Maltesern zum Großmeister des Ordens ernennen, nahm den Grafen von Provence, der sich seit des Dauphins Tode Ludwig Xviii. nannte, und bisher in Blankenburg am Harze gewohnt hatte, in Mietau auf, schloß mit den Türken, Engländern, und Oestreichern ein Bündniß, und rüstete sich zum Kriege gegen Frankreich. Die Seele dieses gro'ßen Bündnisses, an welches sich auch Portugal und Sicilien anschlossen, war England, und beson- ders dessen erster Minister, der jüngere Pitt. Nur Preußens friedliebender König weigerte sich entschieden, dazu zu treten. Im Januar 1799 traf ein russisches Heer-unter Suwaro w in Mähren ein, und Erzherzog Karl stellte sich an die Spitze der östreichischen Trup- pen. Das Direetorium erfuhr dies kaum, als es verlangte, die deutschen Fürsten sollten sogleich die Russen aus Deutschland entfernen; sonst drohte es mit einem Kriege. Dasselbe forderte es vom Kaiser szranz, und da keine Antwort daraus erfolgte, so erklärte es den Krieg, und Jourdan und Ber- nadette brachen über den Rhein in Deutschland ein. Dies Mal erreich- ten die Franzosen ihren Zweck nicht; denn Erzherzog Karl schlug den Ge- neral Jourdan in mehreren Gefechten, besonders in dem Treffen bei *) Der älteste Name Neapels war nämlich Partheuope gewesen. Nöff. Weltgesch. 4. Th. 5
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