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1. Neueste Geschichte - S. 104

1859 - Leipzig : Fleischer
104 Salzburg, den Jnnkreis, Krain, einen Theil von Kärnthen, Triest, Istrien, Croatien, Dalmatien und Westgalizien, von Ostgalizien einen Theil, der an Rußland abgetreten wurde, überhaupt mehr als den 5. Theil seiner Besitzungen. Die beiden erstern Provinzen kamen an Baiern, welches treu Frankreich bei- gestanden hatte; aus den andern Abtretungen wurde ein neues Reich gebildet, das Königreich Jllyrien; wer es erhalten sollte, wußte Napoleon selbst noch nicht, und ließ es indeß für französische Rechnung verwalten. West- galizien fiel an das Herzogthum Warschau. Auch mußte Oestreich Alles, was Napoleon in Spanien, Portugal und Italien gethan hatte, gut heißen, und aller Verbindung mit England entsagen. Am meisten war zu beklagen, daß die treuen Tyroler aufgeopfert werden mußten. Sie blieben unter baierscher Herrschaft, und ein Theil wurde zu Würtemberg geschlagen, obgleich.kaiser Franz ihnen früher versprochen hatte, keinen Frieden einzugehen, der sie von Oestreich trennen sollte. Schon hatten sie sich den Feinden unterworfen; als sie aber erfuhren, daß sie dennoch auf- geopfert werden sollten, griffen sie noch einmal zu den Waffen. Sie fielen über die Franzosen und Baiern, die sich schon ganz sicher wähnten, her, und verfolgten sie, die in den Thälern ziehen mußten, von den Bergen aus mit ihren Stutzen, während die Weiber Steinblöcke und Baumstämme auf sie herabstürzten. Andreas Hofer, Speck bache r, Capuziner Haspinger und andere Landleute stellten sich wieder an die Spitze der Tapfern, und binnen Kurzem waren die Feinde aus dem Lande geworfen. Hofer war ein Mann von mäßigen Einsichten, aber voll des redlichsten Willens, und stand beim Volke im größten Ansehen. Sein hoher, ansehnlicher Wuchs, sein männliches Ansehen, sein langer, schwarzer Bart erweckten ihm das Ver- trauen seiner Landsleute, und unbedingt leistete man seinen Befehlen Ge- horsam. Aber nachdem der Friede in Wien unterzeichnet war, wandte sich eine große Macht gegen das kleine Land. Die Tyroler wurden zurückgedrängt, Thal für Thal erobert, und selbst Hofer rieth zur Unterwerfung. Leider ließ sich der unbesonnene Mann verleiten, noch einmal die Tyroler aufzufordern, die Waffen zu ergreifen. Schon hatten die Franzosen Allen Verzeihung versprochen; nun aber wurde ein Preis auf seinen Kopf gesetzt. Noch hätte er fliehen können; aber die Anhänglichkeit an sein Vaterland hielt ihn zurück. Lieber verbarg er sich mit Weib und Kindern in einer einsamen Sennhütte auf einer mit Schnee und Eis bedeckten Höhe, und nur Wenige kannten den Ort. Aber ein falscher Freund verrieth ihn an die Franzosen. Mitten in der Nacht klopften plötzlich im Januar 1810 französische Gensdarmen an seine Thüre. Er trat ihnen ruhig entgegen, nannte seinen Namen, und bat nur, daß man seiner Frau und seiner Kinder schonen möchte, was auch nachher geschehen ist. Ihn selbst führte man gefangen fort. In allen tyrolischen Ortschaften lief das Volk herbei, weinte und segnete ihn. Man brachte ihn nach Mantua. Ein Kriegsgericht wurde niedergesetzt; die Mehrzahl der Richter sprach ihn frei, aber der Vicekönig Eugen befahl, ihn zu erschießen. Als er zur Hin- richtung abgeführt wurde, jammerten und heulten laut die dort gefangen sitzen- den Tyroler; sie lagen vor ihren Kerkerthüren auf den Knieen, beteten für ihn, und baten um seinen Segen. Als er auf dem Nichtplatze niederknieen sollte, sprach er: „Ich stehe vor dem, der mich erschaffen hat, und stehend
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