1859 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Kurts, Friedrich, Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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einigen wenigen russischen Truppen zusammengesetzt. Bülow, Tauentzien
und Winzin gerade führten sie an.
Das war das Bewunderungswürdigste, daß die verschiedenen Nationen,
die für eine Sache fochten, mit der größten Einigkeit zusammenhielten, und
der Russe und Preuße dem östreichischen Feldherrn, so wie der Oestreicher
dem russischen und preußischen willig folgte. Solche Einigkeit war bisher
unter Verbündeten noch nie gesehen worden; recht sichtlich bewahrte die Vor-
sehung das vereinigte Heer vor jener Zwietracht und Eifersüchtelei, durch
welche sonst alle ähnliche Verbindungen getrennt wurden, und die Monarchen
gingen mit dem schönsten Beispiele des gegenseitigen Vertrauens und der
Freundschaft ihren Untergebenen voran.
In die Beschreibung aller einzelnen Gefechte können wir hier nicht ein-
gehen. Es sei genug, sich nur die größeren zu merken. Zuerst wandte sich
Napoleon mit seinen Garden nach dem schlesischen Heere, welches er, ehe die
andern herankämen, als das kleinste, zu zerschmettern hoffte. Er traf es an
dem Bober bei Löwenberg; aber Blücher wich, wie ihm sehr weise vorge-
schrieben war, dem Stoße aus, und zog sich bis Jauer zurück. Dahin folgte
ihm Napoleon nicht, weil Couriere ihn eiligst nach Dresden zurückriefen,
gegen welches das böhmische Heer sich in Bewegung gesetzt hatte. Aber noch
ehe er hier mit diesem zusammentraf, war bei der Nordarmee Blut vergossen
worden.
Napoleon hatte den Marschall Oudinot und die Generäle Regnier
und Bertrand mit Franzosen und Sachsen abgeschickt, Berlin zu überfallen.
Bei Groß-Beeren, südlich von Berlin, trafen sie am 23. August auf die
Nordarmee; Regnier nahm das Dorf mit großer Uebermacht ein, der Sieg
schien gewonnen, und schon wollten sich die Franzosen Quartiere suchen, um
es sich bequem zu machen; der Himmel war mit dicken Wolken bedeckt, und
cs regnete schon seit mehreren Tagen, ein dichter Nebel lag auf der ganzen
Ebene — da erscholl plötzlich bei den Preußen ein lautes Hurrah' Hurrah!
Bülow rückte mit seiner Heldenschaar gegen das Dorf an, unter ihm die
Generäle Thümen, Borstell und Kraft, ließ 50 Kanonen auffahren,
schmetterte die Feinde nieder, die Preußen drangen in das Dorf stürmend
ein, und da kein Gewehr vor Nässe mehr losging, so wurde der Kamps durch
Kolbenschläge und Bajonettstöße entschieden. In wilder Verwirrung stürzten
sich die Feinde in die Flucht, die Schlacht war gewonnen, und um so herr-
licher, da nur Preußen, ohne die Hülfe der Schweden und Russen, der weit
überlegenen Feinde Herr geworden waren. Oudinot eilte nach Torgau zurück.
Schon drei Tage darauf, 26. August, wurde wieder eine Hauptschlacht
geliefert, an der Katzbach. Als Napoleon aus Schlesien nach Dresden
zurückgerufen wurde, ließ er den Marschall Macdonald, und unter diesem
Ney und Lauristo n, bei Goldberg zurück, um das schlesische Heer vollends
zurückzuwerfen. Es war ein fürchterliches Wetter. Schon seit drei Tagen
und Nächten goß unaufhörlich ein heftiger Landregen vom Himmel herab; den
Soldaten faulten die Schuhe, den Pferden die Hufe ab. Dennoch befahl
Blücher, als er des Kaisers Abmarsch erfuhr, vorzurücken. Als er am
26. August Nachmittags eben auf einer Hochebene zwischen Jauer und Gold-
berg hinzog, kamen die Franzosen eilig aus dem Thale der wüthenden Neiße
herauf. Schnell ordnete Blücher seine Schaar. „Kinder!" sprach er zu