1859 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Kurts, Friedrich, Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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ihnen, „heute gilt's; zeigt euch als brave Preußen." Der russische General
Sacken warf sich mit Ungestüm und lautem Hurrah mit seiner Reiterei ans
den Feind, und trieb ihn in entsetzlicher Verwirrung in die Flucht, während
die Preußen unaufhaltsam aus des Feindes Mittelpunkt eindrangen. Drei
preußische Bataillons rückten in geschlossener Linie gegen eine französische
Batterie los, die sie mit Kartätschen beschoß, und ganze Reihen niederriß.
Dennoch ging es vorwärts, bis wenige Schritte vor den feindlichen Vierecken.
Einen Augenblick maßen sich beide Theile mit den Augen. „Drauf! drauf!"
riefen die preußischen Offiziere; sogleich nahmen die Soldaten das Gewehr
verkehrt, stürzten auf die Franzosen, schlugen augenblicklich mit den Kolben
auf sie ein, und in einer Viertelstunde war das ganze Viereck in einen großen
Haufen von Leichen und Schwerverwundeten verwandelt. Als endlich das
ganze französische Heer über den Haufen geworfen war, stürzten sich die
Fliehenden die steilen Hohlwege hinab nach der wüthenden Neiße; aber die
Wege waren schlüpfrig und vom Regen grundlos geworden, die Kanonen und
Wagen warfen um, es entstand eine greuliche Verwirrung, und Unzählige
sielen in die Hände der verfolgenden Sieger. Um das Unglück voll zu machen,
war indessen vom Gußregen der sonst so kleine Fluß so fürchterlich ange-
schwollen, daß die Brücke zerriß, und Pferde und Menschen in den Fluthen
umkamen. Die, welche sich retteten, flohen in Bestürzung nach dem Bober
zu, um sich über Bunzlau zu retten; aber ehe sie den Bober erreichen konn-
ten, wurden 18,000 Gefangene, und 103 Kanonen nebst 250 Wagen erbeutet.
Welcher Sieg*)!
An demselben Tage war auch eine Schlacht bei Dresden geschlagen
worden, aber freilich mit ganz anderem Erfolge. Die drei Monarchen waren
mit dem Hauptheere auf der großen Straße, die von Prag nach Dresden
führt, über das Erzgebirge gegangen, um Dresden, den Mittelpunkt von Na-
poleons Stellung, anzugreifen. Auch hier regnete es unaufhörlich, und die
Gebirgswege waren grundlos. Am 25. langten sie vor der in der Eile be-
festigten Stadt an, und am 26. beschossen sie dieselbe mit Macht. Aber
leider hatten sie, durch die schlechten Wege aufgehalten, den günstigen Zeit-
punkt versäumt; denn eben langte Napoleon, der aus Schlesien mit den
Garden in Gewaltmärschen herbeigeeilt war, in Dresden an, und führte sie
sogleich gegen die Verbündeten. Es entstand ein wüthender Kampf; aber die
Verbündeten, die zugleich gegen einen tapfern Feind, gegen ein feindliches Ele-
ment und gegen die Festungswerke kämpfen mußten, konnten die Stadt nicht
gewinnen, und die Nacht trennte endlich die Kämpfenden. Am 27. August
erneuerte sich die Schlacht mit verstärkter Wuth. Napoleon führte seine
ganze hier versammelte Macht auf die durch Entbehrung aller Art, Nässe und
Müdigkeit erschöpften Verbündeten los, schnitt den linken Flügel — es waren
Obstreicher — von den Uebrigen ab, und nahm ihn gefangen. Jetzt sahen
die Monarchen wohl ein, daß Dresden nicht zu nehmen sei, und befahlen den
Rückzug. Wie empfindlich auch der hier erlittene Verlust war, so war doch
*) Die Katzbach, von welcher die Schlacht mit Unrecht den Namen führt, fließt wohl
1 Meile davon entfernt. Es war das Wasser der wüthenden Neiße.