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1. Neueste Geschichte - S. 157

1859 - Leipzig : Fleischer
157 Theils Unzufriedenheit mit der Regierung, theils das Beispiel Spaniens veranlagte eine ähnliche Revolution in Neapel, deren Ausbruch von den Carbonari dadurch erleichtert war, daß ihre Grundsätze bei der Armee Ein- gang gefunden hatten. In der Nacht vom 1. zum 2. Juli 1820 empörte sich ein kleiner Theil des Heeres; andere Regimenter schlossen sich sogleich an, und da die gegen sie ausgeschickten Truppen ebenfalls zu ihnen übergingen, gab der schwache König Ferdinand nach, und erklärte, er sei bereit, die Wünsche des Volks zu erfüllen, und wolle ihm binnen 8 Tagen eine neue Verfassung geben. Aber damit waren die Aufrührer nicht zufrieden, sondern forderten, den Mönch Minichini und den General Pepe an der Spitze, daß der König binnen 24 Stunden die spanische Verfassung annähme. Der schwache Ferdinand legte nun die Regierung nieder, und übergab sie seinem Sohne (Franz), der sie als Generalvicar des Reichs führen sollte. Beide beschworen darauf die spanische Verfassung, und nun war das Volk, das sich von solchen Aenderungen immer Vortheil verspricht, voll Lust und Freude. Gleich darauf erfolgte eine Revolution in Portugal. Seit 1807 war Johann von Portugal (seit 1816 König) in Brasilien. Die Portugiesen mußten jährlich beträchtliche Summen dahin schicken zur Unterhaltung des Hofes, statt daß sonst die Reichthümer Brasiliens nach Portugal geflossen waren. Sie wurden von einem Statthalter regiert, der ganz unter englischem Einflüsse stand. Daß sie daher sehr unzufrieden sein mußten, war natürlich; aber sie liebten dennoch ihren König Johann Vi., und wünschten nur eine ihn einschränkende Verfassung, wie die spanische. Am 24. August 1820 machte der Oberst Sepulveda in Porto, im Einverständniß mit den übrigen Behörden der Stadt, den Soldaten bekannt, daß eine neue Verfassung ein- geführt werden müsse. Das Volk und die Soldaten antworteten mit großem Jubel: „Es lebe unser vielgeliebter König Johann Vi.! es leben die Cortes und die Verfassung!" Einige Generale wollten sich der Revolution wider- setzen, wurden aber von ihren Soldaten verlassen. Am 16. Sept. zogen darauf die Anstifter in Lissabon ein, wo das Volk sie freudig empfing; es wurde eine provisorische Regierung niedergesetzt, die spanische Verfassung an- genommen, und ein Schiff schnell nach Rio Janeiro geschickt, den König zu bitten, die Verfassung zu bestätigen, und entweder selbst nach Portugal zu- rückzukehren, oder das Land durch einen seiner Söhne regieren zu lassen. Johann hielt es für das Beste, selbst zu kommen. Er lief am 4. Juli 1821 im Tajo ein, und gab der Notwendigkeit nach, indem er die Verfassung beschwor. Die Cortes wurden nun zusammenberufen; aber es zeigte sich bald auch hier, daß jede dem Regenten abgezwungene Verfassung nur zur Volks- herrschaft und zu Unruhen führen müsse. Denn der König mußte alle Be- schlüsse der Cortes genehmigen, und stellte sich dabei noch, als ob er ein warmer Freund der Verfassung sei. Am auffallendsten zeigte sich in Sicilien, zu welchen Unordnungen die Parteisucht führt. In Palermo waren drei Parteien: Einige wollten die alte Ordnung der Dinge, Andere die neue Verfassung, und noch Andere wünschten ganz unabhängig von Neapel zu sein. Die Letzteren trugen als Abzeichen ein gelbes Band. General Church (spr. Tschortsch», ein Engländer- in neapolitanischen Diensten, riß in der Mitte des Juli 1820 einem Bürger
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