Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Neueste Geschichte - S. 225

1859 - Leipzig : Fleischer
225 Hessen-Kassel hatte ebenfalls seine unruhigen Septembertage. Die Regierung des Kurfürsten Wilhelm Ii. hatte durch Verfolgungssucht manche Mißstimmung erregt, auch war das Volk mit der Zurücksetzung der allge- mein geliebten Kurfürstin unzufrieden. Am 6. Sept. 1830 entstand ein Tumult in Kassel, welcher zwar beseitigt wurde, allein die Bürger richteten nun eine Adresse an den Kurfürsten um Einberufung der Stände. Er gab nach, und am 5. Jan. 1831 wurde die neue Verfassung festgestellt. Als aber die verhaßte Gräfin Reichenbach-Lessoniz wiederkehrte und nochmals zur Abreise gezwungen wurde, da verlegte Wilhelm Ii. seine Residenz nach Ha- nau, und gab die Regierung am 30. Sept. 1831 seinem Sohne ab, den er zum Mitregenten ernannte. 1847, 20. Nov., ist der alte Kurfürst gestorben. In Hannover regierte im Namen des Königs von England dessen Bruder, der Herzog Adolph von Cambridge (spr. Kehmbritsch). Cr hatte 1819 die alten Provinzialstände vereinigt, und nach dem Muster der englischen Verfassung zwei Kammern eingerichtet. Das Land war aber dabei mit dem Einflüsse des (in Hannover besonders stolzen) Adels unzufrieden. Nun hatten sich in Göttingen, besonders unter den Studenten, die im Schwange gehenden Ideen von Freiheit verbreitet. Am 8 Januar 1831 versammelte sich unter Anführung einiger junger Doctoren ein Haufen bewaffneter Bürger und Studenten auf dem Markte; nachdem einige hochtönende Reden über Deutsch- thum, Völkerglück u. s. w. gesprochen worden waren, beschlossen sie, eine Nationalgarde zu errichten, schickten eine Deputation an den Herzog nach Hannover, und erbaten sich die Erlaubniß, dem Könige Wilhelm Iv. eine Bittschrift um eine freiere Verfassung überreichen zu dürfen. Der Herzog erklärte sich zwar nicht geradezu dagegen, verlangte aber augenblicklich Unter- werfung. Diese Antwort brachte die meisten Bürger zur Vernunft, und sie "gaben die Sache auf, während viele Studenten Widerstand beschlossen. Doch verloren auch sie bald den Muth, und die Anstifter begaben sich auf die Flucht; einige entkamen, andere wurden ergriffen und büßten mit Gefängniß. Jedoch hatte die jugendliche Thorheit, die den Anführern theuer zu stehen kam, für das Land den großen Gewinn, daß der Herzog mit Einwilligung des Königs von England den Ständen eine freisinnige Verfassung vorlegte, welche berathen und 1833 sestgestellt wurde. Wie theuer diese dem Volke war, haben die späteren Ereignisse im Hannöverschen gezeigt. Denn als König Wilhelm Iv. 1837 starb, und das Königreich Hannover an dessen Bruder, den Herzog Ernst August von Cnmberland, fiel, weigerte sich dieser, die ohne seine Zustimmung ertheilte Verfassung anzuerkennen, und stellte die dem Volke verhaßte von 1819 her. Die von fast allen Städten und Kreisen dagegen eingelegte Protestation wurde von dem neuen Könige nicht beachtet, der sich seines (vermeintlichen oder wirklichen) Rechtes durchaus nicht begeben wollte. Sieben Göttinger Professoren, welche den geforderten Huldigungseid mit ihrem früheren auf die Verfassung von 1833 geleisteten Eide unverträglich fanden und ihn verweigerten, wurden abgesetzt und drei von ihnen, Dahlmann, Gervinus und Jakob Grimm, mußten binnen drei Tagen das Land verlassen. Beschwerdeschriften wurden von Seiten der Hannoveraner zwar bei der Bundesversammlung eingereicht, diese aber er- klärte sich, trotz der Wichtigkeit der Sache, nicht für berechtigt einzuschreiten. Nöff. Weltgesch. 4. Th. i xz
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer