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1. Neueste Geschichte - S. 232

1859 - Leipzig : Fleischer
---I— 232 und Uebergriffe in das politische Gebiet haben dieser Bewegung eine größere Ausdehnung geraubt und der anfänglich so hochgehende Strom versandete rasch in unbedeutender Wirkung. Die gleiche Sehnsucht nach einer Befreiung des religiösen Lebens von veralteten und erstarrten Glaubenssatzungen drang auch in das Judenthum ein, und veranlaßt in Breslau, Hamburg, Frankfurt a. M., Braunschweig u. a. O. eine Bereinigung freisinniger Männer zur Herstellung eines ge- reinigten Glaubens. — In der protestantischen Kirche erschienen diese Be- wegungen mit um so größerer Energie, da das Bestreben einiger deutschen Regierungen, unter denen auch die preußische, sichtbar auf eine das Wesen des Protestantismus, welches die alleinige Autorität der Bibel ist, aufhebende Beschränkung gerichtet war. Es war überhaupt ein Grundzug der letzten Jahrzehnte, daß die Vorliebe für das historisch gewordene Dogma in Kampf mit einer freieren Auffassung der religiösen Wahrheit trat. Von Berlin aus wurde die erste Richtung begünstigt, und die Regierung scheute sich nicht, in Widerspruch mit einer großen Mehrheit des Volkes zu treten. Der Cultus- minister Eichhorn wirkte trotz aller entgegentretenden Volksgesinnung für strengkirchliche Orthodoxie, sogar die Lehrfreiheit der Universitäten wurde ein- geengt. Die Gegenwirkung blieb nicht ans. In Königsberg sagte sich der Prediger Rupp von dem athanasianischen Symbol los, und gründete eine „freie Gemeinde," was nun auch in andern Orten geschah. In der Provinz Sachsen hatte der Prediger Uhl ich, später in Magdeburg, seit 1841 eine Vereinigung freisinniger Anhänger des biblischen Christenthums gestiftet, welche sich protestantische Freunde oder auch Lichtfreunde nannten. Ihre Versammlungen wurden immer zahlreicher besucht; zu Köthen waren im Mai 1845 gegen 3000 Menschen versammelt. Uhlich trat auch an andern Orten auf; in Breslau sprach er vor mehr als 6000 Menschen. Der Aufschwung wurde immer lebhafter. Da erfolgte das Verbot dieser Versammlungen. Uhlich selbst gerieth mit dem Consistorium in Magdeburg in Zerwürfniß, da er sich auf das Ansehen der Bibel gegen die unbedingte Geltung der kirch- lichen Symbole berief. Er wurde vom Amte suspendirt; eine unmittelbar bei dem Könige eingereichte Vorstellung der Magdeburger änderte nichts in der Sache. Also traten Viele mit Uhlich aus der Staatskirche aus, Novbr. 1847, und bildeten eine „christliche Gemeinde." Plötzlich schreckte ein unerhörtes Verbrechen das Volk auf. Ein Attentat auf das Leben des Königs war versucht worden. Ludwig Tschech, den ge- bildeten Ständen zugehörig und früher Bürgermeister zu Storkow in der Kurmark, feuerte am 26. Juli 1844 ein Pistol auf den König ab, als dieser eben mit der Königin aus dem Portal des Schlosses fahren wollte. Wie durch ein Wunder war der König unverletzt geblieben, während seine Kleider durchlöchert waren. Preußen hatte bis dahin so stolz sein können, daß nie das Leben eines Monarchen meuchlerisch gefährdet gewesen war. Der Mörder hat sein Verbrechen mit dem Tode gebüßt; seine That war eine vereinzelte, hervorgegangen aus einem finstern Gemüth. Er war nach seiner Meinung ungerechter Weise abgesetzt worden, suchte vergebens eine neue Anstellung, und warf nun allen Groll auf den König, an dein er seine Rache befriedigen wollte. Kurz vorher hatten im schlesischen Gebirge, wo die Noch der armen
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